1. Bezirk, ehem. Schwarzenbergstrasse / Seilerstätte
An der Stelle, wo heute die Schwarzenbergstrasse in die Seilerstätte übergeht – unmittelbar hinter dem ehemaligen Karolinentor der Wiener Stadtbefestigung und gegenüber dem Palais Erzherzog Carl – standen im 18. Jahrhundert zwei Häuser. Um das Jahr 1790 liess Carl Clemens Graf Pellegrini, Generalfeldzeugmeister und von Kaiser Joseph II. zum Generaldirektor des Fortifikationswesens ernannt, diese Gebäude zu einem Palais vereinen und ausbauen.
Etwa 1796 erwarb Herzogin Franziska von Württemberg die Liegenschaft, verkaufte sie jedoch bald darauf an Johann Georg Graf von Brown. Schon um 1801 wechselte die Residenz ein weiteres Mal den Besitzer und befand sich bis 1834 im Eigentum der Familie Erdödy. Anschliessend erwarb Franz Anton Graf von Kolowrat-Liebsteinsky, ein bedeutender böhmischer Adeliger und politischer Gegenspieler Fürst Metternichs, das Palais.
Nach dem Tod Kolowrat-Liebsteinskys im Jahr 1861 – er hinterliess keine Nachkommen, weshalb seine Linie ausstarb – war auch das Schicksal des Palais besiegelt. Es ging zunächst in den Besitz von Graf Lützow über, wurde jedoch 1868 abgetragen – nach dem Erwerb durch den Gemeinderat und im Zuge der Schleifung der Bastei. Graf Lützow liess daraufhin ein neues Palais in der Bösendorferstrae errichten. Bis 1928 erinnerte der Name „Kolowratring“ an das einstige Anwesen, bevor der Ringstrassen-Abschnitt in „Schubertring“ umbenannt wurde. Heute steht an dieser Stelle ein stattliches Gründerzeithaus.
Das Palais Kolowrat zeichnete sich durch seine schlichte Fassade mit einem großen vorgelagerten Balkon aus. Eine Besonderheit war der Turm mit umlaufenden Balkonen, der auf den ersten Blick an ein arabisches Minarett erinnerte. Nach dem Abriss des Palais blieb der Turm zunächst stehen, wurde jedoch um 1881 ebenfalls abgetragen.