1. Bezirk, Universitätsring 14
Der griechische Bankier Ignaz Ritter von Ephrussi liess sich in den Jahren 1872 und 1873 vom renommierten Ringstrassenarchitekten Theophil Hansen ein repräsentatives Palais am Schottentor errichten. Kurz vor Baubeginn des Palais Ephrussi war der Basteigraben zugeschüttet worden, was für den mächtigen Gebäudekomplex besonders tiefe Fundamente notwendig machte. Dies führte zur Anlage von zwei Kellergeschossen. Das eigentliche Palais Ephrussi bildet jedoch nur einen Teil des letztendlich entstandenen Komplexes, da die andere Hälfte des Grundstücks einem anderen Eigentümer gehörte.
Die beiden Grundstücksbesitzer sprachen sich dahingehend ab, ihre jeweiligen Gebäude miteinander zu verbinden und ihnen eine einheitliche Fassade zu geben, auch wenn der zweite Gebäudeteil nicht von Hansen, sondern von einem anderen Architekten entworfen und gebaut wurde. Ephrussi legte grossen Wert auf die Gestaltung seines Palais und machte dem Architekten detaillierte Vorgaben: Das Erdgeschoss sollte für umsatzstarke Geschäfte vorgesehen werden, während die erste Etage als Wohnbereich des Bauherrn dienen sollte. Eine repräsentative Treppe führte exklusiv in diesen Wohnbereich und war einzig dem Hausherrn vorbehalten. Die oberen Geschosse waren über eine separate Treppe erschlossen.
Architektonisch ist das Gebäude durch eine dreiteilige horizontale Gliederung geprägt: Das rustizierte Erdgeschoss und die darüberliegende Mezzaninetage sind durch ein Gesims von den beiden Hauptetagen getrennt, die durch rote Klinkerwände und eine Pilastergliederung besonders hervorgehoben werden. Über den Fenstern der Beletage liegen Dreiecksgiebel, und ein weiteres umlaufendes Gesims trennt die Hauptetagen vom Attikageschoss, das von markanten, turmartigen Eckrisaliten auf quadratischem Grundriss überragt wird. Das Dachgesims wird ringsum von zahlreichen Karyatiden gestützt. In seinem Inneren ist das Palais – typisch für Hansen – besonders in der Beletage reich gestaltet mit Kassettendecken, Kristallleuchtern und edlen Wandvertäfelungen. Die Gemälde stammen von Christian Griepenkerl.