Naglergasse

1. Bezirk

planet-vienna, die naglergasse

Nach der Zunftordnung von 1378 betrieben die so genannten Nadler im unteren Abschnitt der heutigen Naglergasse ihr Handwerk und hatten dort auch ihre Wohnsitze. Der Bereich war damals als „Unter den Nadlern“ bekannt, eine Bezeichnung, die etwa ab 1432 verwendet wurde. Die Nadler, die zur Berufsgattung der Schmiede gehörten, spezialisierten sich auf die Herstellung von Näh-, Strick– und Stecknadeln sowie kleiner Haken. Die heutige Bezeichnung „Naglergasse“ leitet sich nicht von Nägeln ab, sondern stellt eine sprachliche Abwandlung der ursprünglichen Namensgebung dar.

Der Name „Naglergasse“ etablierte sich um das Jahr 1547 und ist seither gebräuchlich. Im 16. Jahrhundert waren entlang der Naglergasse nur auf der Seite zum Hof hin Gebäude errichtet, da hinter der ehemaligen Stadtmauer lediglich ein schmaler Pfad verlief. Die Krümmung der Gasse am Ende, bevor sie in den Hof mündet, erinnert an die Umrandung des alten Römerlagers Vindobona. Auf der linken Seite der Naglergasse befand sich einst der alte Stadtgraben, dessen Gefälle zum Haarhof hin Richtung Wallnerstrasse heute noch deutlich erkennbar ist.

planet-vienna, die naglergasse

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entbrannten in Wien lebhafte städtebauliche Debatten, da eine Verlängerung des Grabens nach Nordwesten geplant war, um den Engpass in der Naglergasse und der benachbarten Bognergasse zu beseitigen. Heute ist die Naglergasse ein beliebtes Ziel für Touristen und stellt eine Fortsetzung des Grabens dar. Die enge Gasse ist gesäumt von zahlreichen Geschäften und kleinen Läden und wird beidseitig von hohen, prächtigen Fassaden unterschiedlicher Bauepochen flankiert. Ein Blick nach oben lohnt sich stets, und der Blick auf den grosszügigen Platz „Am Hof“ nach der charakteristischen Krümmung am Ende der Gasse wirkt fast befreiend.