16. Bezirk, Klausgasse 18

Das letzte Wiener Werk des slowenischen Architekten Josef Plečnik, dessen Bau 1910 begann, war in mehrfacher Hinsicht aussergewöhnlich: Geplant war eine „Missionsstätte christlich-sozialer Bestrebungen“ mit Versammlungssaal, Pfarrhof und Zinshaus – und das mitten in einem Arbeiterbezirk. Dieses Konzept war für die damalige Zeit neuartig.

Bauherr war ein eigens dafür gegründeter Verein, mit dem Plečnik jedoch häufig in Konflikt geriet. Die Folge waren wiederholte Änderungen der Planung. Als schliesslich auch die finanziellen Mittel erschöpft waren, blieb das Projekt weit hinter dem ursprünglich vorgesehenen Endzustand zurück. Plečnik setzte vor allem auf Eisenbeton und orientierte sich an der alten basilikalen Bauform. Auffallend ist dabei, dass die beiden Seitenschiffe nicht – wie üblich – durch Arkaden gestützt und vom Hauptschiff getrennt sind. Stattdessen tragen frei gespannte Eisenträger die Decke ohne zusätzliche Stützen und verleihen dem Innenraum so eine überraschende Weite.

Wie zu erwarten, stiess die unkonventionelle Bauweise nicht überall auf Zustimmung. Thronfolger Franz Ferdinand etwa kritisierte Plečniks Kirche scharf und spottete, sie gleiche einer Mischung aus russischem Bad, Pferdestall und Venustempel. 1911 verliess Plečnik Wien in Richtung Prag. Dadurch blieb die Pfarrkirche auf der Schmelz unvollendet; zahlreiche von ihm geplante Details wurden nie umgesetzt.
