18. Bezirk, Staudgasse 1

Das Café Schopenhauer selbst ist nicht direkt nach dem Deutschen Philosophen benannt, sondern in erster Linie nach der Schopenhauerstrasse, welche hier vorbeiführt. Diese hingegen ist um 1894 nach Arthur Schopenhauer (1788-1860) benannt worden, weshalb dieser letzlich doch Pate steht für das Kaffeehaus und dessen Antlitz sich im Logo wiederfindet. Zuvor hatte die Strasse „Wiener Strasse“ geheissen. Seitlich eröffnet sich der Vilma-Degischer-Park, ein ausladender Platz, an dessen unterem Ende das Kaffeehaus steht. Erbaut wurde das strenghistoristische Zinshaus um 1884. Nach der Jahrhundertwende eröffnete der Cafetier Johann Schnabel hier das Café Elite, welches in den 1920er-Jahren – wohl nach einem Besitzerwechsel – Café Zoglmann hiess. Nach einem weiteren Besitzerwechsel schloss das altwiener Kaffeehaus für mehrere Jahre seine Türen, wurde dann wiederbelebt, umbenannt und renoviert.

Berühmt war das Kaffeehaus in den 1980er-Jahren für den so genannten „Rittmeister“, ein Sliwowitz (Pflaumenbrand), der in einem Glas serviert wurde, das mit einer Scheibe Zitrone bedeckt wird. Darauf ruhte ein Kaffeelöffel mit Puderzucker und fein gemahlenem Kaffee. In dieser Kombination wurde der Schuss genossen, und er soll allerlei Wirkungen gezeigt haben. Heute ist das Exklusivgetränk Geschichte, das Kaffeehaus jedoch umso weniger: Es lebt und ist aus dem gürtel-jenseitigen Quartier zwischen Volksoper und AKH einst wie jetzt nicht wegzudenken.
Altwiener Kaffeehaus-Flair

Das Schopenhauer überzeugt mit seinen beachtlichen lichtdurchfluteten Ausmassen. Es kommt ohne grossen Klimbim aus, ist spätestens oberhalb der schlichten Kirschholzvertäfelung nüchtern und ohne Schmuck. Was es aber an Interieur vorweist, ist klassisch und wienerisch-elegant. Seien das die bespannten Sitzgruppen im roten Streifenmuster – klingt spiessig, ist es aber nicht – die Wandappliquen, die von der Kugelform im Sitzbereich in grüne Schirmchen im (ehemaligen) Billardbereich übergehen, die schlichten doch aussergewöhnlichen Deckenlampen, der alte Parkettboden, ein paar Emailleschilder oder die elegante Thonet-Bestuhlung. Das Schopenhauer kommt mit wenig aus und entfaltet gerade dadurch seinen altwiener Charme. Auch Kassentheke und Zeitungstisch sind aus alter Zeit erhalten geblieben.

Ins Schopenhauer kommen hauptsächlich Quartieransässige, Stammgäste und natürlich Spieler. Es ist ein kleines Billard-, Carambole- und Kartenspielmekka. So stehen reihenweise Tischchen mit grüner Samtbespannung bereit. Tagsüber geht es ruhig und beschaulich zu und her im grossen hellen Kaffeehaus. Ein Schanigarten direkt vor der Tür bietet reichlich Platz an der frischen Luft. Das Café Schopenhauer ist das einzige grosse klassische Kaffeehaus im 18. Bezirk. Von der U6, Station Michelbeuern oder Währingerstrasse, ist es ein Katzensprung.
