6. Bezirk, Linke Wienzeile 36
Das Ecklokal im Palais Leon-Wernburg an der Linken Wienzeile hiess anfänglich „Café Wienzeile“ und war bekannt für die zwielichtigen Damen, die hier ihre Dienste anboten. Mit dem Besitzerwechsel 1983 erhielt das Lokal den heutigen Namen. Bald wurde es zum beliebten Treffpunkt homosexueller Männer, ist mittlerweile offiziell ein Szenelokal und als solches in jedem Gay-Guide zu finden. Vielleicht ist gerade dies der Grund, warum das Café Savoy so ursprünglich, plüschig geblieben ist.
Von den beiden monumentalen Spiegeln an der jeweils abschliessenden Wand, sagte man lange, es seien die grössten Europas. Durch sie und den extrem hohen Raum erscheint das Lokal noch viel grösser als es ist. Die alten Marmortische mit ihren schweren Gusseisensockeln, die klassischen Kaffeehausstühle und die ledernen Sitzbänke könnten nirgends besser hinpassen als in das prächtige Lokal mit dem alten Parkettboden. Die Luster und die Jugendstil-Wandlampen wirken mit den dunklen Wänden und den schweren Ornamenten an der Decke stimmig und einheitlich.
Das Savoy wird abends mehrheitlich von homosexuellen Männern besucht. Tagsüber und vor allem an Samstagen ist das Publikum sehr breit gefächert. Gelegentlich trifft man auf lokale oder internationale Prominenz im Café Savoy an. Bei schönem Wetter ist der Aussenbereich besonders beliebt. In den Jahren 2008 und 2009 wurden die Toilettenanlagen von Grund auf erneuert, die Fensterpartien und weitere Teile des Innenraumes renoviert. Dabei hat man darauf geachtet, dass nichts von der bisherigen Patina eingebüsst wird. 2019 ist das Lokal auf Seite der Wienzeile um einen Raum erweitert und zugleich modernisiert worden. Dies mit grosser Sorgfalt, indem auf eine stilistische Anpassung Wert gelegt worden ist.
Das Café Savoy gehört heute zu Wien wie der gegenüberliegende Naschmarkt selbst, auch wenn es seit dem Wandel zum Szenelokal mit Barbetrieb nicht mehr zu den typischsten unter den Wiener Kaffeehäusern gezählt werden kann. Das Savoy sollte man gesehen und erlebt haben. Man trifft hier freundliches, sehr junges und aufmerksames Personal. Das Publikum ist bunt gemischt von „normal“ über verstaubt bis schrill.