2. Bezirk, Obere Donaustrasse bei der Augartenbrücke

Die St. Johann Nepomuk Kapelle am Donaukanal liegt unmittelbar bei der Augartenbrücke, gegenüber dem markanten Ringturm, unauffällig eingebettet zwischen dem Kanal und der stark befahrenen Oberen Donaustrasse. Sie ist ein zu Unrecht wenig beachtetes architektonisches Kleinod, das höchstens von Fussgängern wahrgenommen wird. Ursprünglich hatte die Kapelle auf der anderen Seite der Donau gestanden und war um 1729, möglicherweise nach Plänen von Johann Lucas von Hildebrandt, errichtet worden. Aufgrund ihrer Lage auf einem ehemaligen Gemüsemarkt, dem sogenannten „Schanzel“ nahe der heutigen Salztorbrücke, erhielt sie den Namen „Schanzelkapelle“. Bereits um 1741 wurde sie jedoch abgerissen. Drei Jahre später liess ein gewisser Kirchlehner eine neue Kapelle errichten, vermutlich vnach Plänen von Anton Ospel.

1884 musste diese Kapelle dem Bau der Stephaniebrücke – heute Salztorbrücke – weichen. Sie wurde daraufhin auf die andere Seite der Donau, nahe dem Leopoldstädter Bezirksgericht, versetzt. Doch auch dort war ihre Zeit begrenzt: Als 1908 die Kaiserbadschleuse errichtet wurde, musste die Kapelle erneut verlegt werden. Schliesslich fand sie an ihrem heutigen Standort, wo sie unter Verwendung der ursprünglichen Bauteile ein letztes Mal aufgebaut wurde, ihren endgültigen Platz. Die feierliche Einweihung durch Weihbischof Gottfried Marschall erfolgte am 29. November 1909.
Nach den Schäden des Zweiten Weltkriegs wurde die Kapelle durch großzügige Spenden restauriert. Doch in den folgenden Jahrzehnten setzte ihr der Zahn der Zeit zunehmend zu. In den Jahren 1986/87 erfolgte schließlich eine umfassende Generalsanierung durch die Stadt Wien. Heute gehört die Kapelle zur Pfarre St. Leopold und steht unter Denkmalschutz.
Die barocke Nepomukkapelle, deren Bausubstanz grösstenteils aus der Zeit um 1744 stammt, ist reich gegliedert. Die Fassade wird von Pilastern und Rundsäulen mit kunstvollen Kapitellen geprägt. Das kuppelförmige Blechdach wird von einem Dachreiter im barocken Stil gekrönt. Besonders hervorzuheben sind die aufwendig gearbeiteten Schmiedeeisengitter an Fenstern und Portal, die vermutlich noch aus der Zeit vor 1744 stammen. Im Inneren schmücken Deckenfresken aus dem Jahr 1908 das Gewölbe. Diese wurden von Paul Weiss geschaffen.