1. Bezirk, ehem. Habsburgergasse 9

An das im 18. Jahrhundert ausgestorbene Wiener Adelsgeschlecht der Trautson erinnert heute vor allem das monumentale Gartenpalais an der Museumsstrasse sowie die Trautson-Gasse hinter dem Palais Auersperg. Die Familie besass jedoch auch eine Stadtresidenz an der Ecke der heutigen Habsburgergasse und Stallburggasse. Um 1554 erwarb Johann Freiherr von Trautson, Obersthofmeister Kaiser Maximilians II., an dieser Stelle zwei Gebäude, die zuvor Hieronymus Freiherr von Sprinzenstein gehört hatten. Trautson liess sie baulich vereinen und zu einem Stadtpalais ausbauen. Bekannt war das Haus insbesondere für seine integrierte Allerheiligenkapelle, deren Ursprung vermutlich weiter zurückreicht, wenngleich dies nicht belegt ist. Die Trautson waren tiefgläubige Menschen und grosszügige Förderer kirchlicher Anliegen. Im Laufe der Jahre trugen sie eine beachtliche Sammlung von Reliquien zusammen, die sie in ihrer Hauskapelle in kostbaren Behältnissen aufbewahrten.

Nachdem die Kapelle im Zuge der kirchlichen Reformen Kaiser Josephs II. aufgegeben werden musste, wurde auch das Reliquieninventar aufgelöst und verstreute sich in alle Himmelsrichtungen. Der letzte Trautson, Fürst Johann Wilhelm, verstarb ohne Nachkommen, wodurch der Besitz an die Fürsten Auersperg fiel. Die Familiengruft der Trautson befindet sich unweit des ehemaligen Stadtpalais in den Gewölben der Michaelerkirche. Im 18. Jahrhundert wurde das Stadtpalais renoviert und wechselte mehrfach den Eigentümer. Im Jahr 1900 wurde es schliesslich abgerissen, um einem Zinshaus im Stil der Gründerzeit Platz zu machen – ein stattlicher Bau mit reich ornamentierter Fassade, die in deutlichem Kontrast zur schlichten Eleganz des einstigen Palais Trautson steht. Das Gebäude ist bekannt als Fideikommisspalais Attems-Gilleis.
