10. Bezirk, Windtenstrasse 3

Um 1890 zählte Wien rund 1,4 Millionen Einwohner. Um diese für die damalige Zeit aussergewöhnlich hohe Bevölkerungszahl mit ausreichend Wasser zu versorgen, wurde 1889 in Favoriten eine Pumpstation – ein sogenanntes Wasserhebewerk – nach den Plänen von Franz Borkowitz errichtet. Sie speiste frisches Quellwasser aus dem etwa 75 Kilometer südlich der Stadt gelegenen Raxgebiet in das Wiener Leitungsnetz ein und wurde mit kohlebefeuerten Dampfmaschinen betrieben.

Mit dem weiteren Wachstum der Stadt erreichte die Einwohnerzahl um 1910 etwa zwei Millionen, was einen nochmals erhöhten Wasserbedarf nach sich zog. In der Folge entstand die zweite Wiener Hochquellleitung, wodurch das Wasserhebewerk in Favoriten seine Funktion verlor. Von den ursprünglich sieben Gebäuden blieb einzig der Wasserturm erhalten. Der 67 Meter hohe, massiv aus Ziegeln errichtete Bau steht heute unter Denkmalschutz gemäss der Haager Konvention. Wie so oft im Wien des 19. Jahrhunderts wurde auch ein Zweckbau mit repräsentativem Anspruch errichtet – der Favoritener Wasserturm ist dafür ein eindrucksvolles Beispiel.
Der Turm besteht aus roten und hellbraunen Ziegelsteinen, sein Dach ist mit verschiedenfarbigen Schindeln gedeckt, die zu ornamentalen Mustern ausgelegt sind. Bekrönt wird er von einem Zwiebelhelm, während kunstvoll gearbeitete Wasserspeier den Baukörper umringen. Über dem grossen Holzportal befindet sich eine ornamentierte Steintafel mit der goldenen Inschrift „Wasserwerk der Stadt Wien“. Heute erfüllt der Wasserturm keine technische Funktion mehr; er dient als Ausstellungs- und Veranstaltungsort.

