Aus „Das Spitzentuch der Königin“ von Johann Strauss Sohn

Stundenlang nun harr‘ ich
Hier auf meinen Herrn,
Und die Morgendämm’rung
Zeigt sich schon von fern.
Längst sollt‘ mit dem König
Im Palast ich sein,
Leider lud sein Liebchen
Zum Souper ihn ein.
Fesselt ihn so lange
Seiner Dame Gunst,
Oder enchantiert ihn
Ihres Kochens Kunst.
Ich muss hier lauschen, wachen, sorgen,
Dass uns niemand sieht, dass uns niemand sieht.
Er sitzt dort ruhig bis zum Morgen –
Guten Appetit, guten Appetit!
Selt’ne Leckerbissen
Liebt der König sehr,
Schwärmt für Austern, Trüffeln
Und dergleichen mehr.
Solche Sachen schmecken
Doppelt delikat,
Wenn dabei das Liebchen
Man zur Seite hat.
Und ich wett’, dass droben
Gar nicht wird gegeizt:
Man serviert ihm alles,
Was den Gaumen reizt.
«Ach, dies Souper»,
So wird er sagen,
«War ganz exquisit, war ganz exquisit.»
Nun, er ist jung
Er kann’s vertragen.
Guten Appetit, guten Appetit!