3. Bezirk, Erdbergstrasse 17

Es ist als „Schubertturm“ oder auch „Schubertschlössl“ bekannt, jenes kleine biedermeierliche Baurelikt an der heutigen Adresse Erdbergstrasse 17. Wie eingeschoben zwischen einem späthistoristischen Zinshaus und einem modernen Wohnbau fällt der schlanke Turm mit seinem kleinen Vorbau mit zwei Dachlukarnen kaum ins Auge. Bis ins Jahr 2010 stand dieses Überbleibsel eines Voprtadthause noch fast zur Hälfte frei. Dieses heute unscheinbare Srchitektur-Kleinod spielte eine besondere Rolle in der musikgeschichte Wiens: Es war der Ort der Uraufführung einer Schubert Kantate, welche heute als verschollen gilt.

Im frühen 19. Jahrhundert lebte in diesem Gebäude Heinrich Josef Watteroth (1756-1819), angesehener Professor der politischen Wissenschaften. Bei ihm zur Untermiete wohnte zu jener Zeit der von Watteroth unterstützte Franz Schubert, welcher kurz zuvor bei seinen Eltern ausgezogen war. Anlässlich Watteroths Namenstages am 13. juli 1816 organisierten mehrere Studenten der Rechtswissenschaften – darunter Philipp Mannagetta von Lerchenau und Graf Constantin Wickenburg – ein Widmungkonzert für den Professor im Garten dessen Hauses. Eigens dafür wurde Schubert beauftragt, seine Prometheus-Kantate D451 nach einem Gedicht des Studenten Philipp Draexler zu schreiben – es war das erste offizielle Honorar für den jungen Komponisten; er erhielt 100 Gulden. Nachdem das Wetter wiederholt nicht mitspielen wollte, konnte das Konzert erst am 24. Juli 1816 stattfinden. Die Prometheus-Kantate galt noch vor Schuberts Tod als verschollen.
Der Bauwut zum Opfer gefallen

Das historische Bauwerk existierte noch bis ins frühe 21. Jahrhundert auf drei Seiten freistehend. 2009 wurde das sogenannte Projekt „Wohnen am Schubertturm“ bewilligt, welches vorsah, die Freifläche um den historischen Zeitzeugen mit modernen Wohneinheiten zu verbauen. Das Vorhaben stiess bei den Anwohnern auf grosse Gegenwehr, und den Verantwortlichen wurde vorgeworfen, dass sie die alten Gemäuer bewusst dem Verfall preisgeben, um leichteres Spiel zu haben. Der Schubertturm allerdings war und ist denkmalgeschützt und musste somit in den neuen Baukomplex integriert werden. Doch sämtliches bisheriges Grün in seiner unmittelbaren Umgebung verschwand, die Freifläche wurde komplett zugebaut.
Farblich hebt sich der alte Schuberturm heute kaum von dem ihn umgebenden Bauwerken ab, weshalb er leicht übersehen wird. An seiner Fassade befindet sich eine Gedenktafel, welche an die Aufführung der prometroskantate erinnert und 1923 vom Wiener Schubertbund gestiftet worden ist.
