Postsparkasse

1. Bezirk, Georg-Coch-Platz

planet-vienna, die postsparkasse von otto wagner in wien

Ende des 19. Jahrhunderts wurde intensiv darüber diskutiert, wie das Quartier am Stubenring baulich gestaltet werden sollte. Zu dieser Zeit war die k.k. Postsparkasse im ehemaligen Dominikanerkloster an der Wollzeile untergebracht – ein Standort, dessen Bedingungen für die Angestellten untragbar waren. Im Jahr 1903 schrieb man einen Architekturwettbewerb aus, den Otto Wagner für sich entschied, obwohl er die genauen Vorgaben nicht vollständig einhielt. Bereits 1904 begann die erste Bauetappe der neuen Postsparkasse, die bis 1906 abgeschlossen wurde.

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Der Kassensaal

Die zweite Bauphase fand zwischen 1910 und 1912 statt. Es entstand ein monumentales Bauwerk, dessen zentrales Element ein verglaster Innenhof war, in dem sich der etwa 554 m² große Kassensaal befand. Während des Zweiten Weltkriegs beherbergte das Gebäude die Reichspostsparkasse. Zwar blieb der Bau von Bombentreffern verschont, doch die Inneneinrichtung wurde grösstenteils ausgeräumt. Nur ein Bruchteil davon konnte später wiederhergestellt werden. Eine umfassende Renovierung im Jahr 1974 stiess auf scharfe Kritik, da insbesondere im Kassensaal erhebliche Eingriffe in die ursprüngliche Gestaltung vorgenommen wurden, was Otto Wagners Werk stark veränderte.

Pionierwerk der modernen Architektur

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Die Postsparkasse gilt heute als eines der Hauptwerke Otto Wagners und markiert einen Meilenstein in der Architekturgeschichte. Im Gegensatz zum ornamentreichen Jugendstil finden sich an diesem Gebäude kaum Anklänge an historische Stile. Es steht exemplarisch für den sogenannten Nutzstil des frühen 20. Jahrhunderts, der die Funktion und das Material in den Vordergrund rückt. Die innovative Verwendung von Eisenbeton, Marmor, Aluminium, Glas, Hartgummi und anderen Materialien war damals bahnbrechend und machte die Postsparkasse zu einem Pionierwerk der modernen Architektur.

Ein prägendes Merkmal des Baus ist die markante Fassadenverkleidung, die aus Steinplatten besteht, welche mit Nieten befestigt sind. Abgesehen von zwei Engelsfiguren und einem balustradenartigen Aufsatz auf dem Dach verzichtet die Fassade nahezu vollständig auf Zierelemente. Die Postsparkasse in Wien beeinflusste die europäische Architektur des 20. Jahrhunderts nachhaltig und bleibt bis heute ein wegweisendes Bauwerk von herausragender Bedeutung.