1. Bezirk, Kärntner Ring 17

Der Seidenfabrikant August Zeppezauer lebte mit seiner Familie in Bad Ischl, verlegte aber seinen Wohnsitz bald nach Wien, um dem Hof, welcher zu seinen Kunden zählte, näher zu sein. Zeppezauer eröffnete sein Geschäft am Stephansplatz und besass mehrere Gebäude an der Ringstrasse. Die Familie stand dem Kaiser in Kriegszeiten stets treu zur Seite und war jeweils an vorderster Front zugegen, was unter normalen Umständen eine Erhebung in den Adelsstand zur Folge gehabt hätte. Doch offenbar lehnte ein naher Verwandter Zeppezauers, der mit dem Maria Theresien-Orden ausgezeichnet worden war, die Baronie ab. Somit waren die Zeppezauers die einzigen Grossindustriellen am Ring, welche nicht dem Adel angehörten.

Doch das Stammhaus der Familie, das Palais Zeppezauer, stand den anderen Adelspalästen am Ring in nichts nach. Im Gegenteil: An prominentester Lage direkt am Anfang des Corso beim Schwarzenbergplatz gehörte das Palais zu den besonders auffälligen Häusern. Seine Ausmasse übertrafen die meisten anderen umliegenden Gebäude. Das Palais wurde im Jahre 1861 erbaut und beherbergte im Parterre von Anfang an das traditionsreiche Café Schwarzenberg, welches heute eines der letzten grossen Rigstrassencafés ist. Mit dem Niedergang der Monarchie mussten auch die Zeppezauers kürzer treten und die meisten ihrer Besitztümer verkaufen. Das Palais am Schwarzenbergplatz blieb jedoch im Familienbesitz.

Das Palais Zeppezauer ist ein beachtlicher Bau im Ringstrassenstil. Der hervortretende Mittelrisalit ist fünfachsig und trägt eine Balustrade mit Steinvasen und Figurenschmuck. In der Mitte ist eine Steinkartusche angebracht, welche von zwei Putti flankiert wird und die goldenen Initialen August Zeppezauers trägt. Die Trakte links und rechts des Mittelrisalites sind dreiachsig. Auf der linken Seite schliesst abermals ein dreiachsiger Trakt an, welcher im Winkel des Strassenverlaufes vom Hauptteil angebaut ist und nicht mehr gegen den Schwarzenbergplatz, sondern auf den Kärntner Ring zeigt.

Eine fünfgeschossige Fassade mit insgesamt 14 Fensterachsen braucht eine Gliederung, welche beim Palais Zeppezauer geschickt mit Rustizierung, unterschiedlichem Fensterschmuck und Pilastern realisiert ist. Leider fiel das beeindruckende Erscheinungsbild des Zepperzauerschen Palais dem Kommerz zum Opfer. Werbeschriftzüge von grossen Firmen verunstalten das Haus und berauben es seines historistischen Gesichts.