Palais Scanavy

4. Bezirk, Brahmsplatz 8 / Tilgnerstrasse 6

planet-vienna, das palais scanavy in wien

Das Palais Scanavy wurde im Jahre 1898 nach Plänen von Rudolf Dick für den griechischstämmigen Nikolaus Ritter von Scanavy (1853-1936, alternativ: Scanavi) unter der Leitung der Baumeister Oskar Laske und Viktor Fiala errichtet. Es war Teil eines damals anstelle eines alten Gartens neu entstehenden Quartiers um den nach Johannes Brahms benannten Platz auf der Wieden. Eine Parzelle dieses Gartens war von Scanavys Familie erworben worden.

Zu ihrem Vermögen sind die Scanavys durch Nikolaus von Scanvy senior, dem Onkel des Bauherrn gekommen. Er hatte es durch händlerisches und wirtschaftliches Geschick zu grossem Reichtum gebracht und ist in den österreichischen Ritterstand erhoben worden. Bauherr Nokolaus Scanavy junior war griechischer Generalkonsul in Wien und Träger mehrfacher namhafter Orden. Er hat sich ferner auch als Kunstmaler einen gewissen Namen gemacht. Durch die Wirren des Zweiten Weltkrieges gerieten die Scanavy-Erben in eine finanzielle Notlage, weshalb sie gezwungen waren, ihr baufällig gewordenes Palais am Brahmsplatz zu verkaufen. Abnehmer einer ersten Gebäudehälfte im Jahre 1947 war der Sowjetische Staat. 1966 erwarb dieser schliesslich auch den Rest des Palais. Seit 2008 ist das Haus Sitz des Russischen Kulturinstituts.

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Das gesamte Sockelgeschoss des stattlichen, in zartem Rosaton gehaltenen Eckhauses ist gebändert. Die beiden Fassaden zur Tilgnerstrasse und zum Brahmsplatz hin sind lediglich an den äusseren Fensterachsen strukturiert, ebenfalls durch Bänderung. Der innere Fassadenteil ist weitgehend ornamentlos, da der gesamte ursprüngliche neobarocke Fassadenschmuck wie Fensterverdahungen und Parapetfelder abgeschlagen worden ist. Somit ist das Palais als solches von aussen kaum mehr erkennbar. Erhalten haben sich jedoch die bemerkenswerten schmiedeeiserne Vergitterungen mit Reliefmedaillons am Portal. Sie gelten als repräsentative Zeugen der damaligen Wiener Schmiede- und Eisengusskunst. Der Architekt Rudolf Dick legte stets grossen Wert auf eine sorgfältige und repräsentative Gestaltung des Eingangsbereiches.

Weiter erwähnenswert sind das Foyer und das Treppenhaus mit ebenfalls original erhaltenen Schmiedeeisengeländern. Die reichen Stuckarbeiten im Foyer sowie in zwei weiteren Räumen des Palais stammen ebenfalls aus der Erbauungszeit und sind 2016 im Rahmen einer Restaurierung aufgearbeitet und konserviert worden. Die Farbgebung des heute als Konzertsaal genutzten Salons entspricht der ursprünglichen Bemalung. Hier hat sich zudem ein Scanavysches Familienwappen als teil der reichen Holzschnitzerei erhalten.


Das Palais Scanavy auf einer Postkarte nach 1900.
Nikolaus von Scanavy, vermutlich ein Selbstporträt. Quelle: ÖNB