Palais Redlich

3. Bezirk, Jauresgasse 3

planet-vienna, das palais redlich in wien

Der zur Jahrhundertwende in Wien bedeutende Architekt Karl König entwarf und errichtete in den Jahren 1900/1901 für Theodor Redlich an der damaligen Adresse Richardgasse 3 ein repräsentatives Privatpalais. Redlich war ein Sohn des j¨üdischen Wollwarenfabrikanten Moritz Redlich. Dieser war mit Antonia Popper vermählt, Schwester des Abraham Popper (1798-1885), welcher 1850 in Zborowitz-Kojetein eine der wichtigsten Zuckerfabriken der Monarchie gegründet hatte.

Hermann Redlich, einer von Moritz‘ drei Söhnen, fasste nun Fuss in der Branche seines Onkels: Er kaufte 1877 eine Zuckerfabrik in Austerlitz auf, welche nur sechs Jahre nach ihrer Gründung Konkurs gegangen war, und verhalf ihr gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Theodor zur Hochblüte. Hermann verstarb bereits 1895 in Wien, worauf Theodor fünf Jahre später das Familienpalais auf der Landstrasse errichten liess. Ein Enkel Moritz Redlichs – Otto – amtete als Prokurist der Popper’schen Zuckerfabrik und lebte bis mindestens 1909 im Palais.

Später bewohnte der Politiker und Heimwehrführer Ernst Rüdiger Starhemberg das Palais und verblieb hier, bis er 1937 ins Exil in die Schweiz ging. In den folgenden Jahrzehnten diente das Palais Redlich lange Zeit als Sitz der Hotelfachschule.

Renaissance-Formen mit secessionistischen Anleihen

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Das Palais Redlich hebt sich in seinem Gesamterscheinungsbild von der typischen Wiener Palaisarchitektur ab. Seine Fassade ist im Stil der französischen Renaissance gehalten und weist dabei gewisse secessionistische Züge auf. Besonders ins Auge sticht der linksseitige, deutlich vortretende Risalit, welcher den Haupttrakt überragt und dadurch einen turmartigen Charakter erhält. Dieses Bauelement ist im Dachgeschoss besonders reich verziert: Ein aufwendiges Sprengwerk, ein Dreiecksgiebel und ein dekorativer Aufsatz über dem Fenster verleihen ihm eine prägnante Optik.

Hinter dem mittigen Rundportal liegt eine Einfahrt von wo aus eine Haupt- und eine Dienertreppe die jeweiligen Räumlichkeiten erschloss. Im ersten Obergeschoss befanden sich ein Tanz- und ein Speisesaal, ein Budoir sowie ein Herren- und Billardzimmer. In der Etage darüber waren die Wohnräume der Familie Redlich angeordnet.