1. Bezirk, ehem. Kärntnerring 5

Als der Bau der Ringstrasse angekündigt wurde, wollten sich Vertreter aus Adel und Industrie einen Bauplatz am neuen Prachtboulevard sichern, um sich einen repräsentativen Wohnsitz erbauen zu lassen. Einer der ersten von ihnen war Reichsgraf Ernst Karl von Hoyos-Sprinzenstein, ein Angehöriger des aus Spanien stammenden Uradelsgeschlechts Hoyos. Er wählte einen Baugrund gleich hinter dem ehemaligen Kärntnertor gleich neben dem zur gleichen Zeit entstandenen Palais Gomperz. Hoyos beauftragte den Architekten Ludwig Förster mit der Planung des Palais, dessen Bauarbeiten im Herbst 1862 fertig hätten fertig sein sollen, jedoch noch bis im kommenden Sommer dauerten. Auch in der Kostenfrage hatte sich der Architekt verschätzt, was die Freude der Familie Hoyos auf das neue Wohnhaus trübte. Nachdem die Hoyos das Palais 30 Jahre bewohnt hatten, schlugen die Unterhaltskosten des grossen Hauses allmählich immer schwerer zu Buche, so dass sich die Familie um 1895 schweren Herzens entschied, aus dem Palais auszuziehen. Vorübergehend bewohnten die Hoyos eine Mietwohnung in der Alleegasse und zogen dann um in ein Stadtpalais an der Gusshausstrasse.

Das Palais an der Ringstrasse wurde zunächst an den Cousin des Grafen, Georg Hoyos, vermietet. Später mietete das benachbarte Grand Hotel die Räumlichkeiten, um seinen Hotelbetrieb auszuweiten. Im Jahre 1900 Kaufte das Hotel Bristol das Palais Hoyos und gestaltete es für seine Zwecke, ebenfalls ein Hotelbetrieb, um. Am Ende des Zweiten Weltkrieges brannte das Palais Hoyos vollständig aus und wurde abgetragen. Während der kommenden Jahrzehnten befand sich hier ein tristes Bürogebäude. In den 90er Jahren entstanden hier die Ringstrassen Galerien, ein riesiger moderner Einkaufskomplex, elegant eingebettet in die umgebende alte Architektur, Gründerzeitarchitektur mit neuzeitlicher Baumasse gekonnt vereint.
Das Palais Hoyos an der Ringstrasse war ein stattlicher fünfgeschossiger Bau, welcher an die italienische Barockarchitektur anlehnte. Das reich gestaltete Portal war zwei Geschosse hoch und wurde im oberen Teil von Karyatiden flankiert, welche den darüber liegenden Balkon trugen. Das dritte und vierte Geschoss hatte ebenfalls einen Balkon. Das Treppenhaus war mit Marmor ausgekleidet, die Räume ansonsten reich ausgestattet mit Kassettendecken, hohen Flügeltüren, Gemälden, wertvollen Parkettböden und Teppichen. Grundsätzlich wirkte die Innenausstattung durch das viele dunkle Holz recht düster und schwer, dadurch aber edel und anmutig.