Palais Hoyos

1. Bezirk, ehem. Kärntnerring 5

planet-vienna, das palais hoyos an der ringstrasse in wien

Mit der Ankündigung des Baus der Ringstrasse Ende 1857 begannen Vertreter aus Adel und Industrie, sich Bauplätze an der zukünftigen Prachtstrasse zu sichern, um sich repräsentative Residenzen zu errichten. Einer der Ersten war Reichsgraf Ernst Karl von Hoyos-Sprinzenstein, ein Mitglied des aus Spanien stammenden Adelsgeschlechts Hoyos. Er wählte ein Grundstück in unmittelbarer Nähe des ehemaligen Kärntnertors, direkt neben dem zur gleichen Zeit entstehenden Palais Gomperz.

Für die Planung seines Palais engagierte Hoyos den renommierten Architekten Ludwig Förster. Die Bauarbeiten, ursprünglich für den Herbst 1862 geplant, verzögerten sich bis zum Sommer des darauffolgenden Jahres. Auch die Baukosten überschritten deutlich die ursprünglich veranschlagte Summe, was die Freude der Familie Hoyos an ihrem neuen Domizil merklich trübte. Nach 30 Jahren im Palais machten die hohen Unterhaltskosten das Leben in dem imposanten Gebäude jedoch zunehmend untragbar. Um 1895 entschied sich die Familie schweren Herzens, das Palais zu verlassen. Vorübergehend zogen die Hoyos in eine Mietwohnung in der Alleegasse, ehe sie schliesslich ein neues Stadtpalais in der Gusshausstrasse bezogen.

planet-vienna, das palais hoyos an der ringstrasse in wien
Das Palais Hoyos als Kartonmodell von Erwin Pendl um 1897

Das Palais Hoyos an der Ringstrasse wurde zunächst an einen Cousin des Grafen, Georg Hoyos, vermietet. Später nutzte das benachbarte Grand Hotel die Räumlichkeiten, um seinen Betrieb zu erweitern. Im Jahr 1900 erwarb das Hotel Bristol das Palais Hoyos und adaptierte es für seine Zwecke als Teil seines Hotelbetriebs. Am Ende des Zweiten Weltkriegs brannte das Palais vollständig aus und wurde in der Folge abgetragen. An seiner Stelle entstand zunächst ein nüchterner Bürokomplex, der über Jahrzehnte hinweg das Stadtbild prägte. In den 1990er Jahren wurde dieser durch die Ringstrassen-Galerien ersetzt, einen modernen Einkaufskomplex, der die historische Gründerzeitarchitektur harmonisch mit zeitgenössischer Bauweise vereint.

Das Palais Hoyos selbst war ein eindrucksvoller, fünfgeschossiger Bau, inspiriert von der italienischen Barockarchitektur. Besonders hervorzuheben war das kunstvoll gestaltete zweigeschossige Portal, das von Karyatiden flankiert wurde, welche den darüberliegenden Balkon trugen. Auch das dritte und vierte Geschoss verfügten über Balkone. Im Inneren zeugte das mit Marmor verkleidete Treppenhaus von gediegener Eleganz. Die Räume waren reich ausgestattet: Kassettendecken, hohe Flügeltüren, Gemälde, wertvolle Parkettböden und Teppiche schufen ein Ambiente von erlesener Pracht. Die Verwendung dunklen Holzes verlieh den Räumen eine gewisse Schwere, die jedoch zugleich mit einer edlen und anmutige Atmosphäre einherging.

planet-vienna, das palais hoyos an der ringstrasse in wien