1. Bezirk, Michaelerplatz 2

Um 1897 wurde das ehemalige Palais Dietrichstein am Michaelerplatz, an der Gabelung von Schauflergasse und Herrengasse, abgerissen. Es war seit 1861 im Besitz der Grafenfamilie Herberstein. An Stelle des alten Palais entstand nach Plänen von Karl König das heutige Palais Herberstein, welches im Erdgeschoss bis 2017 das traditionsreiche Café Griensteidl beherbergte. Ursprünglich war der abgerundete Gebäudetrakt am Michaelerplatz mit einer Kuppel versehen, die jedoch in den 1930er-Jahren im Zuge einer Renovierung entfernt wurde.
Zunächst beherbergte das Palais Herberstein eine Filiale der Raiffeisenzentralbank, die später in das gegenüberliegende, kontrovers diskutierte Looshaus umzog. Anfang der 1990er-Jahre zog die liberale Tageszeitung „Der Standard“ in die Räumlichkeiten des Palais ein, und das Café Griensteidl kehrte vorübergehend an diesen Ort zurück. 1998 wurde das Palais nach Plänen des Architekten Karl Langer aufgestockt. Das neu hinzugefügte Dachgeschoss wurde dabei so behutsam gestaltet, dass das ursprüngliche Erscheinungsbild des Gebäudes nicht störend verändert wurde.

Das imposante Palais Herberstein mit aussergewöhnlichem Grundriss ist ganz im neobarocken Stil gestaltet. Die reich gestaltete Fassade bildet einen starken Kontrast zum benachbarten, schmucklosen Looshaus. Das Erdgeschoss und das darüber liegende Mezzanin sind rustiziert. Ein markantes Gesims trennt das obere Geschoss von den unteren Etagen. Die Fassade erreicht ihren ornamentalen Höhepunkt am Rundtrakt zum Michaelerplatz hin: Hoch über dem Balkon mit dem schmiedeeisernen Geländer thront im obersten Stockwerk eine prächtige plastische Zier, welche eine mächtige Wappenkartusche umrahmt. Darunter spannt sich ein grosser Bogen mit Sprengwerk über die Front.
