3. Bezirk, Metternichgasse 8

Othon Baron de Bourgoing war in Wien ein Mitglied der französischen Botschaft und war in der Wiener Gesellschaft hoch angesehen. In den Jahren 1891-93 liess er sich in der bevorzugten Gegend unweit vom Belvedere ein Palais erbauen, wozu er die Architekten Armand Bauqué und Albert Pio beauftragte, welche seit 1880 hauptsächlich in Wien arbeiteten, weil in Paris die Konkurrenz stetig gewachsen war. Die Leitung der Bauarbeiten lag bei der Wiener Firma Franz & Heinrich Glaser, das Innere wurde von Künstlern aus Wien gestaltet.

Der Baron wohnte jedoch nur ein Jahr lang in dem Haus, bis er umzog und das Palais an Sigismund Baron von Springer verkaufte, welcher das Gebäude aufstocken liess. Nach seinem Tod erbte seine Witwe Valentine das Palais. Sie war eine Nichte Nathaniel Rothschilds. Um 1950 bezog im Palais die Akademie für Musik und darstellende Kunst Räumlichkeiten für die Abteilungen Stimmbildung, Konzert- und Operngesang. Die Innenausstattung hat sich grösstenteils erhalten können.

Strassenseitig hat das späthistoristische Palais ein repräsentatives Tor. Das Parterre war gleichzeitig die Beletage, über der ein Ober- und ein Mansardgeschoss liegt. Der deutlich hervortretende Mittelrisalit wird von einem Dreiecksgiebel bekrönt, und zu den Seiten der drei grossen Rundbogenfenster sind ionische Pilaster angebracht. Die Gesellschaftsräume im Parterre sind reich ausgestattet mit Wandmalereien, Stukkaturen, bemalten Leinentapeten und Supraportengemälden. Der wichtigste Raum war der grosse Salon mit einem beeindruckenden Marmorkamin mit Spiegelaufsatz. Neben dem grossen Salon befindet sich die Bibliothek im Empirestil mit einer reich bemalten Kassettendecke und Bücherregalen aus Mahagoniholz.