21. Bezirk, Ruthnergasse 24-26

Der israelitische Friedhof von Floridsdorf liegt mitten im heutigen Gewerbegebiet, unweit der S-Bahn-Station Siemensstrasse. Das Grundstück ist lang gezogen, wird südlich vom Bahntrassée begrenzt und läuft am nördlichen Ende spitz zu. Der geschichtsträchtige Friedhof entzieht sich aufgrund seiner versteckten, von Fussgängern wenig frequentierten Lage weitgehend der allgemeinen Wahrnehmung.

Mitte der 1870er-Jahre plante die israelitische Kultusgemeinde von Floridsdorf die Anlage eines eigenen Friedhofs mit Taharahaus. Die erste Beisetzung erfolgte nachweislich am 2. Juni 1877. Bereits vier Jahre später wurde der Friedhof erweitert. Der Zweite Weltkrieg bedeutete den vollständigen Untergang der Kultusgemeinde von Floridsdorf. Auf dem Friedhof Gelände schlugen Bomben ein, die alte Aufbahrungshalle wurde dabei zerstört. 1952 wurde das Gebäude neu errichtet und der Eingang an seinen heutigen Ort verlegt. 1978 wurde der Friedhof geschlossen. Instandhaltung und Betreuung des denkmalgeschützten, nicht öffentlich zugänglichen Geländes liegen heute in privater Hand.
Tödlich verunglückter Motorrad-Enthusiast

Der jüdische Friedhof Floridsdorf umfasst rund 1400 Grabstellen. Einer der bemerkenswertesten Grabsteine erinnert an den Motorradrennfahrer Hans Grünwald, Mitglied des Österreichischen Touring-Clubs Sektion Floridsdorf. Am 4. Juni 1927 – es war sein 22. Geburtstag – verunfallte er tödlich. Der Motorradenthusiast war ältester Sohn des Wiener Eisenmöbelfabrikanten Simon Grünwald. Das Unglück geschah am Abend seines Wiegenfestes auf der Fahrt nach Bad Hall in Erlauf bei Pöchlarn an einem unsignalisierten Bahnübergang. Grünwald – er war alleine unterwegs – übersah eine nahende Bahn, wurde mit voller Wucht erfasst und von der Lokomotive überfahren. Der Grabstein zeigt das Relief eines Motorrades sowie die Inschrift „Ein Meister des Kraftsports, starb er als Opfer seines kühnen Strebens.“
