13. Bezirk, bei Fasangartenstrasse 23

Auf dem höchsten Punkt des Küniglberges in Hietzing – nordwestlich des heutigen ORF-Zentrums – entstand 1883 eine Votivkapelle mit neugotischen Formen. Ihr Bau soll auf das Gelöbnis eine Priesters namens Johann Hummel zurückgehen, welcher anno 1877 schwer erkrankte und Gott bat, er möge ihm zwei weitere Lebensjahre gewähren (Quelle: Gerhard Weissenbacher: „In Hietzing gebaut„).

Sein Wunsch ging in Erfüllung: Hummel starb im August 1879, doch den Bau der versprochenen Kapelle konnte er nicht mehr ausführen lassen. Diese Aufgabe übernahm sein Vater Simon F. Hummel. Dessen Ansuchen bei der Eigentümerin des Parkes am Küniglberg, Hedwig Malfatti von Monteregio, sie möge ihm einen Platz für den Kapellenbau abtreten, wurde jedoch abgelehnt. Folglich kaufte Hummel dem Besitzer des angrenzenden Grundstückes eine kleine Parzelle ab. 1883 erfolgte der Bau unter der Leitung von Josef Kopf, die feierliche Einsegnung fand im Oktober desselben Jahres statt. 1938 musste die Kapelle dem Bau der Flak-Kaserne Küniglberg weichen. Dafür wurde sie abgetragen und etwas weiter südlich am heutigen Fritz-Moravec-Steig oberhalb des Fasangartentrasse auf dem Grund des einstigen Lainzer Friedhofes wieder aufgebaut.
Die Hummelkapelle ist ein kleiner neogotischer Bau mit polygonaler Apsis. Charakteristisch sind die abgestuften Strebepfeiler an den Aussenwänden. Die mit Kreuz und Fialen bekrönte Giebelfassade weist über dem vergitterten Spitzbogenportal ein dreipassiges Relief auf. Es zeigt eine Darstellung der Heiligen Dreifaltigkeit. Der Innenraum wird von einem Kreuzratgewölbe überspannt. Das Altarbild über dem Tabernakel stammt von Josef Kastner. Es zeigt die Heilige Familie.
Hummelkapelle oder Malfattikapelle?

Für das kleine Gotteshaus, in dem eine Inschriftentafel an den Stifer Simon F. Hummel erinert, ist der Alternativname Malfattikapelle überliefert. Dieser basiert auf dem Irrtum, die oben erwähnte Grundbesitzerin Hedwig Malfatti von Monteregio hätte die Kapelle erbauen lassen als Dank für ein verhindertes Verbrechen. Der österreichische Serienmörder Hugo Schenk (1849-1884) hatte mit Josefa Eder, Hedwig Malfattis Dienstmagd, angebandelt und plante mit deren Hilfe einen Raubmord an der vermögenden Hausherrin. Glücklicherweise konnte dieser Plan vereitelt werden. Josepha Eder kam wegen Verrat ins Gefängnis, und Schenk wurde im Januar 1884 im Wiener Landesgericht gehängt.

Im Nachgang kolportierten die Medien, Hedwig Malfatti von Monteregio habe zum Dank für das verhinderte Unheil die Votivkapelle auf dem Küniglberg errichten lassen. Im August 1884 liess Hedwig Malfatti eine Richtigstellung publizieren, dass nicht sie die Stifterin sei, sondern die Kapelle bereits zuvor bestanden habe. Die Alternativbezeichnung „Malfattikapelle“ hat sich dennoch gehalten. Hedwig Malfatti von Monteregio war die Tochter von Beethovens Leibarzt Johann Malfatti Edler von Monteregio (1775–1859), der am Küniglberg um 1830 eine Villa hatte erbauen lassen (nachmals Villa Taussig, 1931 abgerissen).
Anm.: Einige Angaben wie das Baujahr und die Stiftungsgeschichte variieren je nach Quelle. Obiges ist nach bestem Wissen und Gewissen wiedergegeben.

