Hofmannsthal-Schlössl

23. Bezirk, Ketzergasse 471

planet-vienna, das hofmannsthal-schlössl

Die Ursprünge des barocken Schlösschens am Ende der heutigen Ketzergasse in Rodaun liegen im ausgehenden 17. Jahrhundert. Ab 1755 ist Carolina Fürstin von Trautson als Besitzerin der Liegenschaft genannt. Die Fürstin stand lange Zeit als Erzieherin im Dienste Maria Theresias. Eine Version, nach der Maria Theresia das Schlösschen für ihre enge Vertraute Maria Karolina Reichsgräfin von Fuchs-Mollard als Altersresidenz erworben habe, hat sich lange gehalten, ist heute jedoch widerlegt – im Grundbuch zur Liegenschaft ist davon zum einen kein Wort zu lesen. Persönliche Nachforschungen der nachmaligen Hausbesitzerin haben zum andern zutage gebracht, dass die Sache mit der Gräfin Fuchs offensichtlich eine Erfindung von Maria Grengg war, eine seinerzeit bekannte Autorin, welche in der Nachkriegszeit das Haus bis zu ihrem Ableben bewohnt hat. Auf diese seither kolportierte Begebenheit gehen auch die beiden Bezeichnungen „Maria-Theresien-Schlössl“ oder „Fuchs-Schlössl“ zurück.

Wohnhaus des grossen Poeten

1786 erwarb ein vermögender Kaufmann das Schlösschen. In der Folge ging es jeweils an dessen Erben über. Seine heutige Bezeichnung, „Hofmannsthal-Schlössl“ geht auf den Schriftsteller Hugo von Hofmannsthal zurück, welcher ab 1900 bis zu seinem Tod 1929 den Haupttrakt bewohnte. Hofmannsthals Witwe Gerty verblieb bis 1938 im Schlösschen, ehe sie nach dem „Anschluss“ Österreichs an Nazi-Deutschland nach England fliehen musste.

planet-vienna, hugo von  hofmannsthal, gedenktafel auf der landstrasse
Gedenktafel am Haus auf der Landstrasse, wo der Schriftsteller zuvor gewohnt hat.

1988 wurde das Hofmannsthal-Schlössl umfassend restauriert. Die barocke Anlage umfasst das Herrenhaus und ein ehemaliges Stöcklgebäude. Zwischen beiden Gebäuden erstreckt sich ein Hof, der zur Ketzergasse hin von einer Mauer begrenzt wird. Das Hauptgebäude ist hofseitig von einer Freitreppe geprägt, die von einem biedermeierlichen Schmiedeeisengeländer versehen ist. Im Treppenhaus mit Steinbalustergeländer steht eine Figur des heiligen Johannes Nepomuk. Die Räume im Obergeschoss sind mit barockem Stuck verziert, der teilweise Rokoko-Elemente aufweist. Die Kachelöfen sind im Empire-Stil gehalten. Zu den weiteren nennenswerten Ausstattungselementen zählen Laubwerkdekorationen, Rocaillen, Wandmalereien mit Staffagefiguren sowie mehrere Porträtgemälde. Im Erdgeschoss des Stöcklgebäudes befindet sich eine Kapelle mit einem Stichkappengewölbe aus der Bauzeit. Ein Raum in der oberen Etage ist mit einem Fresko, das den Hafen von Marseille zeigt, sowie einem weiteren Empire-Kachelofen ausgestattet.