Der Zarewitsch

Operette in drei Akten von Franz Lehàr


Erster Akt

Im Palast des Zaren. Der junge Zarewitsch huldigt strengen soldatischen Idealen. Kein weibliches Wesen darf sein Zimmer betreten. Sogar der Leiblakai Iwan kann seine Mascha nur heimlich empfangen. Dem Ministerpräsidenten bereitet das frauenfeindliche Leben des Zarewitsch Sorgen: Er soll in nächster Zeit heiraten. Deshalb scheint es ihm dringend notwendig, den jungen Fürsten durch eine Geliebte auf die Ehe vorzubereiten. Für die Rolle dieser Verführerin wird das Ballettmädchen Sonja auserwählt.

Als Sonja nun in Uniform vor ihm erscheint, fordert er den vermeintlichen Soldaten auf, seinen Rock abzulegen, um ihm vorzuturnen. Sie gehorcht, und zornig sieht der Prinz, dass der Tscherkesse ein Mädchen ist. Doch Sonja weiss ihn zu besänftigen, und sie wollen künftig als gute Kameraden zusammenkommen. Vor den Hofleuten aber soll sie als seine Geliebte auftreten.

Zweiter Akt

Ein Saal im Kronprinzenpalais. Alle glauben nun, dass Sonja die Geliebte des Kronprinzen ist. Sein Oheim, der Grossfürst, freut sich über die scheinbare Wandlung seines Neffen. Ein Genussmensch, wie er ihn der Welt jetzt vorspielt, ist allerdings nicht aus dem Zaren geworden – und doch hat sich eine tiefgreifende Veränderung in ihm vollzogen: Aus seiner kameradschaftlichen Zuneigung zu Sonja ist richtige Liebe geworden.

Der Ministerpräsident bringt dem Grossfürsten die Nachricht, dass die Ankunft der künftigen Braut des Zarewitsch zu erwarten sei. Sonja müsse also sofort für immer verschwinden. Der Grossfürst beschliesst die Trennung des Paares; er verspricht der verängstigten Sonja, sie dürfe im Palast bleiben, wenn sie den Kronprinzen über ihr „Vorleben“ aufkläre.

Dann sagt er dem Zarewitsch, er solle sich wegen Sonja, dieser „kleinen Dirne“, nicht lächerlich machen. Trotzdem erreicht der Grossfürst nicht, was er wollte, denn Sonja bekennt dem verzweifelten und verbitterten Geliebten, dass man sie fortgejagt hätte, wenn sie nicht zu einer Lüge über ihr Vorleben bereit gewesen wäre. Leidenschaftlich schliesst sie der Zarewitsch in die Arme.

Dritter Akt

Park in einer Villa in Neapel. Die Liebenden sind in den Süden geflohen. Selige Wochen des Glücks sind vergangen. Schon hat man aber in Petersburg ihren heimlichen Aufenthaltsort ausfindig gemacht, und der Zarewitsch sieht sich plötzlich seinem Oheim gegenüber, der ihn – freilich vergeblich – an seine Fürstenpflicht erinnert. Nun wendet sich der Grossfürst an Sonja und bittet sie, ihrer Liebe zu entsagen und selbst den Kronprinzen zur Besinnung zu bringen. Sie lenkt ein und opfert ihr Lebensglück dem Wohl des Vaterlandes.