Daniel, gut schaust du aus

Aus „Die Teresina“ von Oscar Straus


Das Wandern ist des Müllers Lust,
doch ich bin ein Barbier.
Dem Müller schwillt dabei die Brust,
doch ganz bestimmt nicht mir.
Ich bin gern unter Dach und Fach,
sitz‘ still an einem Ort.
Doch jeder Meister schickt mit Krach
am nächsten Tag dich fort.

Ich muss, eh‘ ich mich umgeseh’n,
bei Wind und Wetter weitergeh’n.
Dann reicht bei Guss und Sturmgebraus
mein Parapluie nicht immer aus.
Die Schuhe sind vertreten,
vom Absatz bis zu Rist.
Da singen die Poeten,
wie schön das Wandern ist.

Daniel, Daniel, gut schaust du aus,
wo du hineinkommst, da fliegst du hinaus.
Willst du wo bleiben, ist nirgends ein Platz.
Willst du wo küssen, du findst keinen Schatz.
Ach…
Daniel, Daniel, wie geht denn das zu,
dass selbst ein Bursch‘, der so klug ist wie du,
und so hübsch und so fein
sich muss schicken da rein.
Ein immerzu entgleisender,
fast nie zu Mittag speisender
und stets zu Fusse reisender
Barbiergehilf zu sein.

Das Pech verfolgt mich als Raseur,
zu meinem tiefsten Schmerz.
Reicht einer mir die Wange her,
schon hab‘ ich eine Terz.
So oft ich auch die Haare schnitt,
passierte was dabei.
Ein Stück vom Ohr ging immer mit,
gewöhnlich aber zwei.

Und wie verwünsch‘ ich mein Metier,
wenn ich ner Maid die Locken dreh‘.
Denn dann verbrenn‘ ich armer Tropf
meist mir das Herz und ihre den Schopf.
Und dann merk ich betreten,
dass sie ein and’rer küsst.
Da singen die Poeten,
wie schön die Liebe ist.

Daniel, Daniel…