Oscar Straus (1870-1954)

planet-vienna, der komponist oscar straus

Geboren wurde Oscar Straus in Wien am 6. März 1870. Sein Musikstudium absolvierte er in Berlin beim Komponisten Max Bruch und teils auch in Wien. In der Zeit komponierte er vorwiegend Lieder und Kammermusik, darunter Werke für seine erste Ehefrau Nelly Irmen, mit der er drei Kinder hatte. Zu seinem Schaffen gehörten auch ein Klavierkonzert und eine Oper, womit ihm jedoch kein grosser Erfolg zuteil wurde. Später übernahm er das Amt des Theaterkapellmeistes in Brünn (Brno), Teplitz (Teplice), Mainz und Berlin, wo seine Ehe mit Nelly Irmen in die Brüche ging.

Als Oscar Straus um 1900 die Leitung von Ernst von Wolzogens Kabarett ‚Überbrettl‘ übernahm, entdeckte er seine Ader für die leichte Klassik. Nach einigen Erfolgen scheiterte das Projekt ‚Überbrettl‘ jedoch, und Straus ging für einige Zeit in Norddeutschland auf musikalische Tour. Danach kehrte er nach Wien zurück und folgte dem Rat, den ihm Johann Strauss Sohn im Jahre 1898 gegeben hatte, sich der Operetten- und Tanzkomposition zu verschreiben. Straus‘ erstes Vorbild war Jacques Offenbach, was auch der Grund war für das Schreiben der Parodie-Operetten „Die lustigen Niebelungen“ und „Hugdietrichs Brautfahrt“. Dann aber kam der Sensationserfolg von Straus‘ Jahrgänger Franz Lehàr mit dessen Operette ‚Die lustige Witwe‚, worauf Straus zu sich selber sagte: „Das kann ich auch!“

Das weitere Geschehen wurde durch einen Zufall beeinflusst: Als Straus sich im Prater aufhielt und in einem Kaffeehaus der spielenden Damenkapelle zuhörte, kam ein junger Autor auf ihn zu und bot ihm den literarischen Stoff für eine Operette an, in der ebenfalls eine Damenkapelle vorkommt. Straus nahm das Angebot an und machte sich sogleich an die Arbeit und vertonte das Drehbuch. im Frühjahr 1907 war das Werk vollendet – Straus‘ ‚Walzertraum‘ war geboren. Am 3. März 1907 fand die Uraufführung im Carltheater statt, und der Erfolg war beispiellos. Es folgten nicht weniger als 500 Aufführungen in der ersten Serie, und die Operette machte die Runde um die Welt. Die sehr reichhaltige Musik aus der Operette wurde auch für den Konzertgebrauch eingerichtet, worunter das bedeutendste Werk der grosse Konzertwalzer ist, welcher die wichtigsten Melodien aus der Operette zusammenfasst. Es folgten weitere Operetten wie ‚Der letzte Walzer‚ oder ‚Drei Walzer‚, welche grossen Anklang fanden, jedoch dem Walzertraum das Wasser bei weitem nicht reichen konnten.

Nach dem Untergang der Donaumonarchie siedelte Oscar Straus nach Berlin über, wo er blieb, bis 1933 die Nazionalsozialisten in Deutschland die Macht ergriffen. Er kehrte nach Österreich zurück und lebte zeitweilig auch in der Schweiz. Als jedoch die Deutsche Macht 1938 Österreich einvernahm, floh er nach Frankreich. Als „Weltbürger der Musik“ stellte es kein Problem dar, dass Straus somit die französische Staatsbürgerschaft annahm. Nun ergriffen die Deutschen auch in Frankreich die Macht, worauf Straus nach Amerika auswanderte, Amerikaner wurde und unter anderem für Hollywood Musik schrieb. Erst als 1945 der Zweite Weltkrieg vorbei war, kehrte der Komponist zurück nach Österreich, wo er sich in Bad Ischl niederliess und seine letzten grossen Werke schuf. Hier starb er am 11. Januar 1954.