Cousin Bobby

Operette in drei Akten von Carl Millöcker


Erster Akt

Im Vorgarten eines noblen Hotels in der Sächsischen Schweiz. Nero Sanftleben macht mit seinem Reformhotel schlechte Geschäfte. Die hübsche Brettldiva Marietta ist derzeit sein einziger Gast. Sie ist ihrem Impresario Bobby Spielvogel weggelaufen und wartet noch immer vergebens auf einen Vorschuss von ihrem neuen Direktor in Moskau. Somit kann sie die Hotelrechnung nicht begleichen. Doch macht sie sich deswegen vorerst keine Sorgen, denn der Hotelier hat sich Hals über Kopf in sie verliebt. Nero erwartet seinen Neffen Agamemnon, den Sohn seiner Schwester Lydia. Sie ist die Witwe des Mogulopulos, ein mazedonischer Räuberhauptmann und Hammelherdenbesitzer. Der wohlhabende Agamemnon soll Neros Tochter Herta ehelichen. Diese aber will davon nichts wissen, denn sie ist in Ewald Bräunlich verliebt, den Buchalter ihres Vaters. Unglücklicherweise wurden Agamemnon und seinen vier Schwestern in Tetschen das Geld und die Kleider gestohlen. Agamemnon telegraphiert seinem Onkel. Dieser kratzt sein letztes Geld aus der Kasse und will die 300 Mark seinem Neffen nach Tetschen senden. Ewald soll ihm das Geld bringen. Doch noch vor seiner Abreise trifft der Impresario Bobby und erfährt vom unerfahrenen Ewald von der Angelegenheit. Da man Agamemnon und seine Schwestern jedoch nicht kennt und gar nicht weiss, wie sie überhaupt aussehen, wittert Bobby eine Gelegenheit, sich aus seiner misslichen finanziellen Lage zu befreien. Er gibt sich selbst als Agamemnon und seine vier Tänzerinnen als dessen Schwestern aus und nimmt von Ewald die 300 Mark entgegen. Von Nero wird er feierlich empfangen.

Zweiter Akt

Auf dem Platz hinter dem Hotel. Während Bobby im Wasser schwimmend seine Runden dreht, trifft der echte Agamemnon ein. Nero hält diesen für den neuen Oberkellner. Agamemnon findet das lustig und lässt sich drauf ein. Marietta lässt sich – immer noch an die Hotelrechnung denkend – von Nero küssen und geht sogar auf seinen Heiratsantrag ein. Trotzdem hält sie sich ihren ehemaligen Impresario warm, denn mit dem hat sie ein Liebesverhältnis. Jetzt kommt noch hinzu, dass sie auf Agamemnon trifft, den sie in Wien im Café Maxim getroffen hat. Dort hat sich ihr dieser als Moskauer Varietédirektor vorgestellt. Agamemnon ist höchst amüsiert von der ganzen Sache und mimt weiterhin vergnügt den Oberkellner. Jetzt aber erscheint unerwartet Neros Schwester Lydia Mogulopulos mit ihren vier Töchtern und Bobby sieht sich in der Klemme. Er entzieht sich aber einem Fiasko, indem er so tut, als wäre er in die mannstolle Lydia verliebt. Als Nero schliesslich Herta mit Bobby verloben will, geht Lydia dazwischen, denn sie selbst hat es jetzt auf Bobby abgesehen. GRosses Staunen: Sie will also ihren „Sohn“ heiraten. Bobby weiss die Lage wieder zu entschärfen und erfindet eine Geschichte, die erzählt, dass Lydia einst von einem Esel gefallen sei und einen ordentlichen Knacks davongetragen habe. Seither rede sie wirres Zeug. Doch vergebens: In diesem Augenblick erscheint Agamemnon, und Lydia erklärt ihn für ihren leiblichen Sohn. Die Empörung ist perfekt. Einzig Jacques Billjeter, Neros „Mädchen für alles“, freut sich schelmisch über den Tumult.

Dritter Akt

In einem Damensalon im Hotel. Lydia hat die Lage einigermassen beruhigen können, worauf alle mit soviel Sekt gefeiert haben, dass noch am Folgetag alle stark angetrunken sind. Mit grosser Verwunderung vernehmen Nero und Bobby, was sie in ihrem Rausch alles angestellt haben. Die beiden haben Brüderschaft geschlossen. Bobby hat sich zudem richtiggehend mit Lydia verlobt. Doch die Verlobung Hertas mit Ewald lehnt Nero ab. Bobby versucht, Nero zu hypnotisieren, kassiert dabei aber eine Ohrfeige. Dabei vernimmt Bobby, dass Nero in finanziellen Schwierigkeiten steckt. Dann überredet er den echten Agamemnon zur Herausgabe des Erlöses für 80 000 Hammel, worauf Nero mit allem einverstanden ist. Nun muss sich nur noch Bobby aus seiner Lage befreien, denn Lydia lässt nicht locker. Kurzum schickt er Lydia nach Mazedonien zurück und verspricht ihr, in vier Wochen nachzukommen. Somit ist der Lydia los und geht mit Marietta nach Berlin ans Apollotheater.