3. Bezirk, Rasumofskygasse 7

Das prächtige Gründerzeithaus an der Rasumofskygasse 7 wurde 1881 errichtet. Im Erdgeschoss befand sich seit Anfang an ein Kaffeehaus. ursprünglich recht bescheiden. Über das anfängliche Lokal ist kaum etwas bekannt. Um 1919 wird ein gewisser Franz Pankl als Besitzer erwähnt. Kurz darauf wurde das Kaffeehaus von Robert Zartl übernommen, der bisher am Kolonitzplatz 5 ein Café geführt hatte. Erst durch Zartl hielt in den grossen Räumen Gemütlichkeit Einzug. Einladende Sitznischen, Luster, Billardtische und eine Auskleidung mit englischen Leinentapeten verliehen dem Kaffeehaus Charme. Das Zartl gewann zusehends an Bekanntheit und Beliebtheit. Auch bedeutende Literaten und Künstler wie Robert Musil, Heimito von Doderer, Karl Farkas, Richard Tauber oder Karl Ginzkey erkoren das Zartl zu ihrem Stammcafé. Bomben beschädigten das Gebäude im Zweiten Weltkrieg. Doch gleich nach Ende des Krieges wurde das Haus restauriert, und das Kaffeehaus wurde neu eingerichtet und wiedereröffnet.

Anfang 80er Jahre war es um das Zartl zunehmen schlecht bestellt, und es drohte die Schliessung. Dann fand das Zartl neue Besitzer, die das Risiko auf sich nahmen und das grosse Lokal am 5. Oktober 1982 neu eröffneten. Und es hat soch gelohnt. Illustre Gäste wie Georg Eisler, Gottfried von Einem, Friedrich Gulda, Friedensreich Hundertwasser oder Alfred Hrdlicka fanden den weg an die Marmortische im Zartl.

Ein Kaffeehaus zum Wohlfühlen. Meist geht es recht ruhig zu und her in dem wunderschönen Ecklokal, und bloss ein paar Touristen, die das nahe gelegene Hundertwasserhaus besuchen, kehren ab und zu im Zartl ein. Trotz der stark abgesessenen Plüschbezügen der Bänke und der alten Einrichtung, ist hier alles sehr gepflegt. Die Luster mit je fünf Schirmchen und die Gardinengarnituren erinnern an Omas Wohnzimmer. Doch das trägt zu eben dieser Gemütlichkeit bei, die man im Zartl erfährt. Esist DAS Kaffeehaus im 3. Bezirk.
Eine kleine Besonderheit ist das Hinterzimmer mit dem Namen „Kalanagsalon“. Ein bedeutender Zauberkünstler mit dem bürgerlichen Namen Helmut Schreiber (1903-1963) nannte sich „Kalanag“. Er war seinerzeit der bedeutendste Illusionist und prägte den Zauberspruch „Simsalabim“. Im Kalanagzimmer werden Teile seiner Hinterlassenschaft aufbewahrt. Hier trifft sich regelmässig die „International Brotherhood of Magicians“.
