Operette in drei Akten mit Texten von Gustav Kadelburg und Julius Wilhelm. Die Musik ist von Joseph Lanner, für die Bühne zusammengestellt von Emil Stern.
Erster Akt
Szene um 1840 im Hof eines kleinen Hauses in einer Wiener Vorstadt. Seit einiger Zeit ist die kleine Sonntagswirtschaft, die Stöckl in seinem Haus eröffnet hat, sehr beliebt, weil da stets echte Wiener Volksmusik erklingt und auch wegen der lieblichen Lini, welche so schön singt wie eine Schwalbe und die von allen sehr gemocht wird. Nussberger, der alte Nachbar, ist immer schön besorgt darum, dass dem Mädchen auch ja keiner zu nahe kommt. Nicht lang ist’s nämlich her, als Nussberger den Baron von Seespitz hinfortgewiesen hat, weil der zudringlich geworden ist. Aber auch heute noch ist der Baron von der Lini nicht weniger angetan als zuvor. Das Mädchen schert sich aber ohnehin nicht um Verehrer, da sie bereits glücklich ist mit ihrem Verlobten Franz Stelzer, welcher gegenwärtig Soldatendienst leistet. Heute aber hat er Ausgangszeit und kann diese bei seiner Liebsten verbringen, was sie auch fröhlich feiern. Plötzlich erscheint Polizeikommissar Prohaska und führt Lini fort. Jetzt erklärt Stöckl, dass Lini in Wahrheit gar nicht seine Tochter, sondern ein Findelkind sei, welches er aus Fürsorge wie sein eigenes grossgezogen habe. Abgeführt wurde Lini, weil man nun scheinbar herausgefunden hat, dass sie in Wirklichkeit die tochter des Grafen von Tutzing sei. Dies wurde herausgefunden, weil die Amme, welche das Kind damals mit ihrem eigenen vertauscht hatte, geständig war. Also ist das Mädchen von nun an nicht mehr die Lini Stöckl, sondern die Kontesse Hortense. Der Graf erscheint im Wirtshaus und schliesst sie freudig als Vater in die Arme. Weniger glücklich ist hingegen Franz Stelzer, als er sieht wie seine Lini zum Palais des Grafen geführt wird. Sie ermutigt ihn jedoch mit ihren Worten.
Zweiter Akt
In einem Zimmer des gräflichen Palais. Obwohl Lini nun Komtesse ist, hat sie ihre einfache natürliche Art bewahrt. Den Grafen stört es wenig, dass Lini sich noch nicht das standesgemässe Reden und Benehmen angewohnt hat, wie es sich in einem adligen Hause gehört. Jedoch des Grafen Schwester Philomene nimmt Anstoss an Linis Verhalten und an ihrem ganzen Wesen und Dasein. Philomenes Tochter Felizitas versteht sich jedoch sehr gut mit Lini. Wäre da nicht das ausdrückliche Verbot, jemals wieder in die Vorstadt zu gehen zu ihren Bekannten und dürfte sie den Franz heiraten, so könnte sich Lini durchaus an die neue Umgebung gewöhnen. So aber plagen sie recht oft Sehnsucht und Wehmut. Fröhlich ist sie heute jedoch, da alle ihre Freunde vorbeikommen, um ihr zum Namenstag zu gratulieren. Trotz des ausdrücklichen Verbots empfängt sie diese. Unter den Gratulanten sind auch Vater Stöckl, Franz und der alte Nussberger. Zum selben Zeitpunkt jedoch trifft auch die gräfliche Verwandtschaft im Hause ein und bemerkt das frohe Treiben im Palais mit Unmut und befremden.
Dritter Akt
Im Garten der Wirtschaft „Zum braunen Hirschen“ im Prater. Stöckl spielt nun hier mit seiner kleinen Vorstadtkapelle auf, was für sie einen ordentlichen Aufstieg bedeutet. Noch erfüllender wäre natürlich das Beisein von Lini. Franz jedoch beklagt sich, alle Liaisons zu ihr verloren zu haben. Zu allem Übel kommt auch noch der Graf vorbei, um ihm klar zu machen, dass er sie niemals heiraten könne und er sich diesen Gedanken gänzlich aus dem Kopf schlagen solle. die Gräfin Philomene hat zudem heute den Befehl erlassen, Lini auf ein Schloss nach Böhmen zu bringen, auf dass sie endgültig von ihren früheren Bekannten und Freunden getrennt sei. Das wurde Lini nun aber zuviel. Heimlich ist sie von der Kutsche gesprungen, mit welcher sie nach Böhmen gebracht hätte werden sollen und ist in das Pratergasthaus geeilt. Einzig ihrem Franz gibt sie sich zu erkennen. Den adligen Verwandten zeigt sie sich als alte Lebzelterin. Nichts sollte sich mehr zwischen sie und ihren geliebten Franz stellen. Als nun die Kapelle das schöne Lied einstimmt, bei welchem sie stets die zweite Stimme gesungen hat, hält sie nichts mehr zurück, und sie fängt an zu singen wie in alten Zeiten.Bestürzt wird sie vom Grafen erkannt, aber noch bevor es zur Auseinandersetzung kommen kann, erscheint der Polizeikommissar, welcher ihnen eine wichtige Nachricht überbringt. Man hat auch den Kammerdiener verhört, welcher damals in das Vertauschen der Kinder involviert war. So hat dieser gestanden, dass er sich seinem schlechten Gewissen fügte und noch am gleich Tage die Kinder zurückvertauscht habe. Demzufolge ist Lini doch die Stöckl-Tochter und kann fortan wieder ihr gewohntes einfaches, aber glückliches Leben führen.