Aus „Pariser Leben„ von Jacques Offenbach
Wenn die Nacht erwacht, erwacht hier das Leben:
Den Wagen entschweben die Gäste zu zwein –
Die reizendsten Herren, die lieblichsten Damen,
Die alle nur kamen, um fröhlich zu sein.
Ein Kaleidoskop von Blonden, Brünetten,
Von Rötlichen, Schwarzen pulsiert ohne Ruh‘.
Die reizenden Herren aus vielerlei Gassen,
Von Klassen und Rassen ein buntes Ragout.
Ja…
Schon fängt es an: Man weiht sich der Freude,
Es knistert die Seide, die manches enthüllt,
Ein langsames Vorspiel zum Bacchanal,
Allnächtlich brutal alle Räume erfüllt.
Hier wird gelacht, dort tanzt man besessen,
Hier wird hasardiert, dort trinkt man zu viel,
Ein altes Klavier begleitet indessen
Mit Liedern von gestern das närrische Spiel.
Immer lauter, lauter – summen und brummen
Aus dutzenden Kehlen, ein Brüllen hebt an,
Wo bleibt da die Freude? Sie schwärmen und lärmen
Im ganzen Gebäude, so laut jeder kann.
Doch dann geht’s nicht mehr, die Laute verwehen.
Man greift nach dem Glas, verschüttet den Rest.
Man gähnt, man verfällt, man schläft im Stehen.
So endet das grosse rauschende Fest.
Der Morgen bricht an, und bald sieht die Sonne
Den Schauplatz der Wonne, umdüstert von Weh.
Die Lebemänner, die Schwärmer und Lärmer
Sind leiser und heiser und möchten nur Tee.
Und schleichen sie fort, beschämt und verlegen
Ernüchtert vom Licht, vom Tagesgebraus,
Ruft ihnen der Strassenkehrer entgegen:
Ohe, da gehen die Lumpen nach Haus‘,
Ohe, ohe, da gehen die Lumpen nach Haus‘.