Stokerau, Kirchenplatz
Die Geschichte der Stockerauer Pfarrkirche geht vermutlich ins frühe 11. Jahrhundert zurück. Im Jahre 1012 wurde Sankt Koloman in Stockerau hingerichtet und ungefähr dort beigesetzt, wo die heutige Kirche steht. Bis zur Überführung seines Leichnams nach Melk um 1014 wurde das Koloman-Grab in Stockerau häufig von Pilgern besucht. Die Pfarrgründung erfolgte vermutlich rund 50 Jahre später. Bischof Berenger rief dabei fünf Mutterpfarren in der Umgebung ins Leben, von denen Stockerau die eine war. Ab 1215 war die Pfarre dem Stift Klosterneuburg unterstellt, wurde um 1293 jedoch dem Bistum Passau zugesprochen. Die Hussitenkriege brachten im Jahre 1426 Tod und Verwüstung nach Stockerau. Die Einwohner flüchteten vor den Angreifern in ihre Kirche. Die meisten von ihnen fielen ihnen dennoch zum Opfer.
Ab 1438 erfolgte ein gotischer Um- respektive Neubau der bestehenden romanischen Kirche. Das Gotteshaus bestand bis 1777. Es wurde schliesslich durch den heutigen frühklassizistischen Bau ersetzt, der von Architekt Peter Mollen aus Wien geplant und ausgeführt wurde. Der heutige Kirchturm mit Zwiebelhaube und Eckpilastergliederung ist jedoch etwas älter. Er besteht seit 1722 und wurde damals an die alte gotische Kirche angebaut. Mit seinen 88 Metern ist er der höchste Kirchturm Niederösterreichs. Seit August 1784 gehört die Pfarre Stockerau zur Erzdiözese Wien und ist mit über 11000 Katholiken eine der grössten Pfarren der Diözese.
Der schlanken Schaufassade der barock-klassizistischen Stockerauer Pfarrkirche, dem hl. Stephan geweiht, ist eine ausladende Freitreppe mit Balustergeländer vorgelagert. Das Kircheninnere präsentiert sich in für den Klassizismus typische Zurückhaltung und Reduktion auf die Formensprache. Eindrücklich ist der Hochaltar, mit einem bemerkenswerten plastischen Himmelsszenario bekrönt und seitlich für je ein Rundbogenfenster durchbrochen. Er nimmt den gesamten Chorraum ein. Die Orgel mit bemerkenswertem Holzgehäuse stammt aus der Werkstatt von Johann Kaufmann in Wien.