15. Bezirk, Reindorfgasse
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhundert erhielt die damalige Wiener Vorortgemeinde Reindorf eine eigene Pfarrkirche, für die der Überlieferung zufolge Kaiser Joseph II. den Baugrund höchstpersönlich ausgesucht haben soll. Reindorf war die letzte der zahlreichen Kirchengründungen unter Joseph II. und wurde – wie es unter dem Reformkaiser üblich war – nicht eingeweiht, sondern lediglich „in Betrieb genommen“, was unmittelbar nach Vollendung der Kirche im Jahre 1789 erfolgte. Eine traditionsgemässe Einweihung des Gotteshauses wurde erst nahezu 200 Jahre später um 1981 vom Erzbischof Koadjutor Dr. Joachym vorgenommen.
Die Kirche steht unter dem Patrozinium der Allerheiligsten Dreifaltigkeit. Im Zuge der Industrialisierung und des damit verbundenen grossen Bevölkerungsanstieges erhielt die Kirche im Jahre 1861 ein Seitenschiff, um genügend Platz für die Kirchgänger zu bieten. Doch im Laufe des 20. Jahrhundert veränderte sich die Bevölkerungsstruktur stark, viele Kirchenaustritte erfolgten, und es kam zudem zu einer starken Überalterung der Wohnbevölkerung. Weiter zogen zahlreiche Gastarbeiter nach Reindorf, und zwei später errichtete Klosterkirchen in unmittelbarer Umgebung „warben“ Reindorf die Kirchgänger ab. Somit verlor die Pfarrkirche Reindorf als solche stark an Bedeutung. Seit 1992 bemühen sich hier die Kalasantiner um die Seelsorge und haben es sich zusammen mit freiwilligen Mitarbeitern zur Aufgabe gemacht, die Pfarrkirche Reindorf zu einer Begegnungsstätte für die Anwohner zu machen.
Zur Erbauungszeit war die Kirche freistehend inmitten von Weingärten und Äckern, doch heute ist sie von dichter Verbauung umschlossen. Auf einem kleinen Vorplatz steht eine Dreifaltigkeitssäule, hinter der sich die spätbarocke Einturmfassade erhebt. Schlichte, aber vornehme Formen zeichnen die Hauptfront aus, in dessen Mitte ein von Pilastern flankierter Risalit mit zentriertem Fenster leicht hervortritt. Im Turm hängen fünf Glocken, von denen eine aus der Erbauungszeit stammt. Im Kirchennebenraum steht eine Kopie der schwarzen Madonna von Tschentstochau. Das Kircheninnere in seiner heutigen Form geniesst in Wien sowas wie Einzigartigkeit, denn durch die Erweiterung von 1861 ist eine zweischiffige Kirche entstanden, deren Nebenschiff mit einer Empore überspannt und somit zweigeschossig ist. Sanfte barocke Formen ziehen sich durch den hellen Kirchenraum, welcher durch von Wandpfeilern getrennte Seitenbögen klar strukturiert ist. Die Kirchenausstattung besteht hauptsächlich aus Kunstgegenständen, welche aus aufgelassenen Klöstern stammen.
Darunter befinden sich drei Werke von besonderer Bedeutung, auf welche die Pfarre stolz ist: Das grosse Gemälde am klassizistischen Hochaltar stammt vom bedeutenden Barockmaler Franz Anton Maulbertsch und gilt als eines seiner Hauptwerke und zeigt die Heilige Dreifaltigkeit in hochvollendeter Darstellung. Weiter besitzt die Kirche an den Seitenaltären zwei Gemälde von Martino Altomonte aus dem Jahre 1713. Sie befanden sich in der Dorotheerkirche und wurden nach Reindorf gebracht, nachdem das Dorotheerkloster aufgelassen worden war. Die Kreuzwegbilder sind das Werk eines unbekannten Künstlers und stammen aus dem Spätbarock.