1. Bezirk, Minoritenplatz 5
Das Palais Starhemberg am Minoritenplatz ist neben dem Leopoldinischen Trakt der Hofburg das einzige erhaltene Beispiel frühbarocker Palastarchitektur in Wien. An dieser Stelle stand einst ein Freihaus, welches Hans Friedrich von Sonderdorf gehört hatte. Um 1661 wurde dies von Konrad Balthasar Graf Starhemberg gekauft und 1667 abgerissen. An derselben Stelle liess er 1671 ein Palais errichten. Feldmarschall Ernst Rüdiger Graf Starhemberg, der Sohn, wohnte später in dem Palais und organisierte von da aus die Verteidigung der Stadt Wien während der zweiten Türkenbelagerung.
Die Friedensgespräche mit dem türkischen Botschafter fanden nach der Belagerung im Palais Starhemberg statt. Das Palais blieb darauf vorerst in Starhemberg’schem Besitz, wobei das Innere mehrmals umgebaut und von der ursprünglichen frühbarocken Ausstattung so gut wie nichts übrig blieb. Um 1784 erhielt das Innere des Palais, vor allem der Eingangsbereich und die Festräume, eine umfassende Umgestaltung nach Plänen von Andreas Zach. Nach den Napoleonkriegen fiel der Besitzer in grosse finanzielle Verschuldung, worauf das Palais in eine Verlosung kam. Nach 1820 war Ladislaus Graf Festetics der Besitzer des Gebäudes und liess es durch Alois Ludwig Pichl im Empirestil ausbauen. Dabei entstanden hofseitig zwei schmale Trakte, und die Tordurchfahrt erhielt ein Vestibül. Im Jahre 1871 ging das Palais in den Besitz des Staats über und wurde für dessen Verwendungszweck als Ministerium für Kultus und Unterricht bald zu klein. Es wurde 1895 ein Nachbarsgebäude, das kleine Majoratshaus, hinzugekauft und sogleich abgerissen, um Platz für eine Erweiterung zu schaffen.
Das Palais Starhemberg erhielt einen Anbau, welcher sich dem ursprünglichen Gebäude optisch anpasste. So rückte das bisher nicht zentrierte Portal in die Mitte, und das Palais erscheint seither als einheitlicher, symmetrischer Bau. Das Treppenhaus ist mit Figuren von Joseph Klieber versehen, und vor allem die Repräsentationsräume der Beletage erscheinen noch in der vollen Pracht seit der genannten Neuausstattung von 1820. Sie erscheinen im Weiss-Gold-Akkord mit überaus reicher malerischer und plastischer Deckengestaltung. Die Räume sind ein Musterbeispiel josephinischer Innenarchitektur und in Wien einzigartig. Im Palais Starhemberg sind heute die Ministerien für Unterricht, Wissenschaft und Kunst untergebracht.