Palais Schwab

1. Bezirk,Weihburggasse 30

planet-vienna, das palais schwab in wien

In den Jahren 1871/72 erbaute der Architekt Wilhelm Stiassny für einen gewissen Gottlieb Schwab ein Mietspalais an der unteren Weihburggasse. Jahre später wurde das Ehepaar Flora und Heinrich Schnabel Besitzer des Gebäudes. Nach dem Tod Heinrich Schnabels im Juli 1936 ging das Haus an seine Erben über. Diese wurden 1938 gezwungen, das Palais für 250’000 Reichsmark an die Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung zu verkaufen. Nach einem Rückstellungsvergleich im Jahre 1957 erhielten die Erben lediglich 618’000 Schilling, was gerade mal zehn Prozent des tatsächlichen Wertes bedeutete. Die Republik Österreich erklärte die Angelegenheit somit für beendet. 2003 wurde der Fall neu aufgerollt, und die Schiedsinstanz beim Allgemeinen Entschädigungsfonds entschied, dass die Liegenschaft den rechtmässigen Besitzern zurückzugeben ist. Es war das erste Mal, dass in der zweiten Republik einem Antrag auf Naturalrestitution entsprochen wurde. Bis dahin war die Immobilie Eigentum des Arbeitsmarktservices. Aktuell sind die Besitzer im Ansinnen, das Palais zu verkaufen.

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In der ersten Dekade des 21. Jahrhundert wurde das leer stehende Palais Schwab mehrmals und aus diversen Motiven von Linksaktivisten besetzt. Das Haus geriet zudem immer wieder in den Fokus einer Wiener Gruppe mit Interesse am Übersinnlichen. Dies, nachdem Sicherheitsleute wiederholt von unheimlichen und verstörenden Phänomenen berichtet hatten, die sie auf ihren Kontrollgängen durch das ungenutzte Haus erlebten. Seien es geisterhafte Erscheinungen, unerklärbare Geräusche oder andere Wahrnehmungen. Es ging soweit, dass kaum ein Security-Mann mehr bereit war, das Haus zu betreten. Es trug sich zudem gleich zweimal zu, dass im Keller des Hauses ein Obdachloser erfror.

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Beim Palais Schwab handelt es sich um ein grosses strenghistoristisches Eckhaus mit dreigeschossigem Eckerker. Sehr deutlich gegliedert und in vier Zonen aufgeteilt präsentiert sich die strukturenreiche Fassade auf beiden Seiten. Das Hochparterre und das erste Obergeschoss sind von Rustika geprägt. Eine Parapetbalustrade akzentuiert das erste und das zweite Obergeschoss. Die Fenster der oberen beiden Geschosse weisen Dreiecksgiebel, respektive Segmentbogengiebel auf. Der Eckerker ruht auf zwei Volutenkonsolen, ist pilastergegliedert, und die Fenster weisen ebenfalls Balusterparapeten auf. Gegen oben schliesst die gesamte Fassade mit einem ausgeprägten Zahngebälk ab. Das ionische Säulenportal mit Rundbogen trägt einen Balkon mit Schmiedeeisengeländer.

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Hinter dem Portal eröffnet sich ein Vestibül mit Stuck und reicher Groteskenmalerei. Beachtenswert sind insbesondere die Räume im ersten Obergeschoss. Hinter dem Vorzimmer mit stuckiertem Spiegelgewölbe folgt der reich gestaltete Speisesaal mit kostbarer Vertäfelung und Holzkassettendecke. Letztere weist zwei Gemälde des deutschen Historienmalers Julius Frank auf – eine Tafelszene und eine Kahnfahrt. Ebenso reich ausgestattet sind der Ecksalon, der ebenfalls Malereien von Julius Frank aufweist, und das Wohnzimmer sowie einige kleinere Nebenräume.