Palais Herzmansky

7. Bezirk, Lindengasse 10

planet-vienna, palais herzmansky an der lindengasse

Der 1834 im schlesischen Odrau geborene August Herzmansky entstammte einer Webersfamilie. Im Revolutionsjahr 1848 siedelte er im Alter von 14 Jahren nach Wien um, wo er zunächst eine Kaufmannslehre im Gewürzhandel absolvierte. 1863 eröffnete er ein Gemischtwarengeschäft im Wiener Bezirk Neubau. Dieses betrieb er vorerst an der Kirchengasse, ehe er es 1881 an die Stiftsgasse verlegte. Das Geschäft florierte. Herzmansky liess es in den folgenden Jahren zu einem Grossgeschäft ausbauen, welches in der Folge zum führenden Textilkaufhaus Österreich-Ungarns werden sollte.

planet-vienna, palais herzmansky an der lindengasse

1888 beauftragte Herzmansky den Architekten Maximilian Katscher, der für ihn bereits den Kaufhauskomplex geplant hatte, an der nahen Lindengasse mit dem Bau eines Wohnpalais. Der Bauherr blieb kinderlos und bewohnte das Haus mit seiner Ehefrau. Bereits zu Lebzeiten engagierte sich Herzmansky wohltätig, bedachte eine Reihe von Stiftungen grosszügig, die inbesondere Arme und Bedürftige unterstützten. Auch nach seinem Tod im Dezember 1896 liess Herzmansky testamentarisch hohe Geldsummen gemeinnützigen Einrichtungen, darunter einem 1888 auf seine Initiative eingrichteten Rekonvaleszensheim für kranke Kinder in Weidlingau, zukommen. Seine Witwe erhielt das Wohnrecht im Palais auf Lebenszeit. Das Haus verblieb lange im Besitz der Erben, die es vor allem als Zinshaus nutzten und die Wohneinheiten bevorzugt an betuchte Herrschaften vermieteten. Heute gehört das Palais Herzmansky einer Immobilienfirma.

planet-vienna, palais herzmansky an der lindengasse

Der Sockel des historischen Palais mit sechs Fensterachsen ist gebändert und reicht über das Erdgeschoss sowie den Mezzanin. Die linksseitig angebrachte Portalanlage ist so hoch wie die Sockelzone selbst. Die Fenster der Beletage sind von aufwendig gestalteten Dreiecksgiebeln mit Kartuschen gekrönt und weisen Balusterparapeten auf. Die Fenster des zweiten Obergeschosses tragen gerade Verdachungen, während die Fenster des dritten Geschosses wesentlich einfacher gestaltet sind. Über diesen prägen Lünettenfester die Dachzone. Hinter dem Portal erstreckt sich eine langgezogene, schlanke stuckierte Eingangszone mit einer veglasten Decke. Das Treppenhaus mit einem kunstvoll gearbeiteten Schmiedeeisengeländer wird über ein Oberlicht natürlich beleuchtet. In den ehemaligen Wohnungen haben sich unter anderem originale Stuckdecken und Parkettböden erhalten.