1. Bezirk, Fleischmarkt

Der Kornhäuselturm am Wiener Fleischmarkt ist ein bemerkenswertes Bauwerk aus der Biedermeierzeit. Zwischen 1825 und 1827 wurde der eindrucksvolle, fast industriell anmutende Turm vom Architekten Joseph Kornhäusel entworfen und erbaut. Seine kahlen Fassaden verleihen ihm ein strenges Erscheinungsbild, das lediglich durch die wenigen kleinformatigen Fenster in den oberen Etagen aufgelockert wird.

Der Überliferung nach diente der Turm Kornhäusel als Rückzugsort vor seiner eifersüchtigen und ständig nörgelnden Ehefrau. In das oberste der sechs Stockwerke zog er sich zurück, zog die Zugbrücke hoch und verriegelte die Falltür – der ungewönliche Turm mitten in der Wiener Altstadt ist ein architektonisches Symbol für Isolation und Ruhe. In den Jahren 1842 bis 1848 fand der Kornhäuselturm einen prominenten Bewohner: den Maler und Schriftsteller Adalbert Stifter. Von hier aus beobachtete er 1842 eine totale Sonnenfinsternis, die er später in seinem Werk „Aus dem alten Wien“ eindrucksvoll beschrieb. Die Innenräume des Kornhäuselturmes sind heute vollständig renoviert und modernisiert, während die Aussenfassade die historische Atmosphäre bewahrt.

