Komm mit mir zum Souper

Aus Die Fledermaus“ von Johann Strauss Sohn


FALKE
Komm mit mir zum Souper,
es ist ganz in der Näh‘!
Eh‘ du in der stillen Kammer
laborierst am Katzenjammer,
musst du dich des Lebens freun,
ein fideler Bruder sein!
Ballerinen leicht beschwingt,
in den blendendsten Toiletten,
fesseln dich mit Rosenketten,
wenn die Polka lockend klingt!
Freundchen, glaub mir, das verjüngt!
Bei rauschenden Tönen
im blendenden Saal,
mit holden Sirenen
beim Göttermahl,
da fliehen die Stunden
in Lust und Scherz,
da wirst du gesunden
von allem Schmerz:
Soll dir das Gefängnis nicht schädlich sein,
musst du etwas tun, dich zu zerstreun!
Siehst du das ein? 

EISENSTEIN
Das seh’ich ein!
Doch meine Frau, die darf nichts wissen. 

FALKE
Du wirst zum Abschied zärtlich sie küssen,
sagst: Lebe wohl, mein süsses Kätzchen! 

EISENSTEIN
Nein, nein: Mein Mauserl, sage ich,
mein süsses Mauserl!
Denn als Katze schleich‘ ich selbst
aus dem Hause mich. 

FALKE
Süsses Mauserl!
Denn als Katze schleichst du selbst
aus dem Hause dich.
Und während sie schläft ganz fest,
gehst du, statt in deinen Arrest,
mit mir zu dem himmlischen Fest! 

EISENSTEIN
Mit dir zu dem himmlischen Fest! 

FALKE
Ich führe dich ein als Fremden:
Marquis Renard sollst dort du sein!
So wird man nichts erfahren können;
willst du? 

EISENSTEIN
Ach, ich wär‘ schon erbötig. 

FALKE
Du musst! 

EISENSTEIN
Wenn nur… 

FALKE
Du musst dir’s vergönnen,
zur Gesundheit ist’s ja nötig. 

EISENSTEIN
Ja, ich glaub‘, du hast recht,
die Ausred‘ ist nicht schlecht!

FALKE
Soll dir das Gefängnis nicht schädlich sein,
musst du etwas tun, dich zu zerstreun!
So kommst du? 

EISENSTEIN
Soll mir das Gefängnis nicht schädlich sein,
muss ich etwas tun, mich zu zerstreun!
Wer kann widerstehn!
Ja, ich bin dabei! 

FALKE
Zum Teufel mit deiner Leimsiederei! 

BEIDE
Ein Souper uns heute winkt,
wie noch gar keins dagewesen,
schöne Mädchen auserlesen;
zwanglos dort man lacht und singt!
Lalala, Ialala…