
Schon aus der Ferne sind die vier monumentalen Backsteinzylinder mit ihren gewölbten Dächern zu erkennen, die sich markant aus dem Simmeringer Gewerbeviertel erheben. Errichtet wurden sie zwischen 1896 und 1899 als Teil des Gaswerks Simmering. Es handelte sich um Teleskopgasbehälter mit einem Fassungsvermögen von jeweils 90’000 Kubikmetern. Zur Stabilisierung und als zusätzliche Sicherung erhielt jeder dieser riesigen Kessel einen massiven Backsteinmantel. Die Zylinder erreichten eine Höhe von 70 Metern und einen Durchmesser von 60 Metern. Hier wurde das gewonnene Kohlengas gespeichert, bevor es in die städtischen Leitungen eingespeist wurde.

Mit der Umstellung auf Erdgas verloren die Gasometer ihre Funktion und wurden 1984 stillgelegt – blieben jedoch erhalten, da sie bereits 1978 unter Denkmalschutz gestellt worden waren. In den Folgejahren fanden die leerstehenden Bauwerke wechselnde Nutzungen: Sie dienten als Ausstellungsräume, Drehorte – unter anderem für Szenen eines James-Bond-Films – und erlangten internationale Bekanntheit als spektakuläre Kulisse für Rave-Partys in den frühen 1990er-Jahren.
Ab 1995 wurde schliesslich die umfassende Umnutzung beschlossen. Mehrere Projekte wurden geprüft, den Zuschlag erhielt ein Konzept, das Wohnen, Arbeiten, Einkaufen und Unterhaltung miteinander verband. Internationale Architekten entwickelten ein Projekt, bei dem die Zylinder vollständig entkernt und lediglich die charakteristischen Backsteinfassaden und Dachkonstruktionen erhalten blieben. Entstanden sind rund 600 Wohnungen, ergänzt durch ein Einkaufszentrum sowie Einrichtungen für Kultur und Entertainment. Gasometer B erhielt zusätzlich einen 18 Stockwerke hohen Anbau mit markantem „Knick“, ein prägnantes Beispiel zeitgenössischer Architektur.
Heute bilden die Gasometer eine einzigartige Wohn- und Erlebniswelt, die historische Industriearchitektur mit moderner Baukunst vereint. Dank einer eigenen U-Bahn-Station sind sie zudem hervorragend an das städtische Verkehrsnetz angebunden.

