1. Bezirk, Neuer Markt

Der Neue Markt wird in seinem Zentrum von einer der imposantesten und grössten Brunnenanlagen Wiens bestimmt. Errichtet in den Jahren 1737 bis 1739 von Georg Raphael Donner weist der Brunnen heute die älteste erhaltene profane Skulpturengruppe Wiens auf, die den Zweck der Zierde einer öffentlichen Anlage hat. Es war eine für jene Zeitepoche seltene Begebenheit, dass die Stadt selbst als Bauherrin auftrat. Donner lieferte die Pläne der hochbarocken Figuren, die Ausführung in Blei und Zink hingegen oblag Johann Nikolaus Moll. Der Brunnen ist nach der zentralen und somit prominentesten Figur, der Providentia, benannt.

Doch wegen des berühmten Urhebers ist der Providentia-Brunnen heute eher als Donner-Brunnen bekannt. Um 1770 ordnete Maria Theresia die Entfernung der vier Figuren auf dem Brunnenrand an. Sie waren der tief religiösen Katholikin zu „nackert“. Sie liess sie ins Materialdepot des Bürgerlichen Zeughauses räumen, wonach sie vom Bildhauer Johann Martin Fischer eingeschmolzen werden sollten. Dieser jedoch stellte den grossen künstlerischen Wert der Figuren fest und führte seinen Auftrag nicht aus, sondern restaurierte die freizügigen Statuen.

Im Jahre 1801 erwirkte er ihre Wiederaufstellung. Um 1873 ordnete die Wiener Stadtverwaltung an, dass die gesamte originale Figurenschar durch Bronzekopien ersetzt werden soll. Dies wurde von der k.u.k. Kunst-Erzgiesserei von Rötlich und Pönninger ausgeführt. Im Jahre 1921 stellte man die Originale im unteren Belvedere auf, wo sie heute im Zentralraum als eines der eindrucksvollsten Exponate des dortigen Barockmuseums besichtigt werden können. Mehrere Quellen behaupten, der Donnerbrunnen sei während des Zweiten Weltkrieges abgetragen worden, um ihn vor Zerstörung zu schützen, wonach er 1947 wieder aufgestellt worden sei. Es existieren jedoch Fotografien des zu Kriegsende völlig zerstörten Brunnens und der arg in Mitleidenschaft gezogenen Figuren, was im Widerspruch zu den Behauptungen steht.

Der Donnerbrunnen besteht aus einem rechteckigen Steinbassin aus Mauthausener Granit, das um drei Stufen erhöht ist. Die Schmalseiten schliessen halbkreisförmig. Die vier Figuren auf dem Beckenrand verkörpern vier Zuflüsse der Donau, namentlich Traun, Enns, March und Ybbs. Ihr Wasser ergiesst sich aus Felsen, Muscheln und Amphoren. Auf einer mächtigen Balustersäule im Zentrum des Bassins sitzt Providentia mit Schlange und Januskopf auf einem Schild. Vier Putti mit wasserspeienden Fischen sitzen am Sockel der Säule.