Die goldene Meisterin

Operette in drei Akten von Edmund Eysler


Erster Akt

Wien, Anfang 16. Jahrhundert im Goldschmiedeladen der hübschen Meisterin Frau Margarete, welche ihre weit herum bekannten Goldschmiedewerkstätte führt und bereits früh verwitwet war. Sie hat eine Schwäche für alles Adlige, denn erst am Tag zuvor  war sie inkognito auf einem Ball des Adels, wo sie von einem charmanten Tänzer für eine Prinzessin gehalten wurde. Zudem hat sie heute gar einen Kuss vom Kaiser erhalten, als sie sich auf einem Festbankett der Zünfte aufhielt. Noch immer ist sie taumelig nach diesem wundersamen Erlebnis, doch nun gilt es, in der Werkstätte nach dem Rechten zu sehen. Sie hat einen Auftrag von der Komtesse Giulietta bekommen, die sich einen kunstvoll verarbeiteten goldenen Teller wünscht. Diesen soll der neue Geselle Christian anfertigen. Giulietta freut sich, als sie Christian erblickt, denn in ihm erkennt sie einen alsten Bekannten aus Rom, denn dort hat Christian zuvor als Bildhauer gearbeitet, bevor er sich zum Goldschmied hat umschulen lassen, weil ihn die Not dazu zwang. Die Meisterin hat ihre Freude an dem jungen Mann, aber als sie jedoch per Zufall erfährt, dass er der Tänzer am Vorabend war, welcher ihr den Hof machte, möchte sie ihn am liebsten auf der Stelle entlassen. Das geht aber nicht, da ja der Teller für die Komtesse gemacht werden muss. Zudem war’s ja wirklich ganz schön auf dem Ball, und es gefällt ja auch, mit Christian noch einmal über den netten Abend zu plaudern. Jetzt wird es auch schon wieder Abend, und bald beginnt der Hausball der Meistern, welchen sie heute veranstalten will. Da wird ihr von Ritter Fridolin von Gumpendorf sein Kumpan Graf Jaromir von Greifenstein vorgestellt. Dieser faule Nichtstuer gehört zum verarmten Adel und will sich durch eine reiche Heirat retten. Christian kennt Jaromir bereits aus der Zeit, als er in seiner Nürnberger Heimat weilte und will seine Meisterin vor ihm warnen, denn er ist ein Tunichtgut und hat vier uneheliche Kinder.. Diese geht jedoch nicht auf Christians Worte ein, da sie sich über den adligen Besuch freut und von des Grafen Werben geblendet ist.

Zweiter Akt

Im Hofraum des Hauses der Meisterin. Die Haushälterin Portschunkula ist von Adelswahn ihrer Herrin ebenfalls erfasst worden, seit ihr Ritter von Gumpendorf beim Hausball im Alkoholrausch einen Heiratsantrag gemacht hat. Daran will sich der Ritter allerdings nicht erinnern. Vielmehr will er nun dafür sorgen, dass Jaromir von Greifenstein sich mit der Meisterin vermählt. Mit Freuden vernimmt Margarete, dass der Graf um ihre Hand anhalten will. Nun kommt ihr Geselle Christian gar nicht mehr in Frage! Dieser aber will ihr beweisen, dass Jaromir ein Lump ist. Er hat für den Posthalter Paradeiser in Nürnberg ein Schreiben verfasst. Dieser ist nämlich der Grossvater von der Braut Greifensteins, die er da einfach sitzen gelassen hat. Christian schrieb ihm, er möge nach Wien kommen und seine Meisterin über den Grafen aufklären. Der Grossvater ist auch schon unterwegs, aber bis er in Wien eintrifft, wird Margarete bereits Opfer des Betruges geworden sein. Deshalb verkleidet sich Christian als Posthalter Paradeiser und tritt genau in dem Moment hinzu, als Margarete dem Grafen ihr Jawort geben will. Durch den Bericht über die Sache mit des Grafen verlassener Braut in Nürnberg, zieht dieser unverrichteter Dinge von Dannen. Christian gibt sich nun seiner Herrin zu erkennen. Diese weiss nun, wie recht er hatte und will sich mit ihm versöhnen. Christian aber will jetzt von Wien fort.

Dritter Akt

Im Wirtshausgarten des Stiftskellers in Klosterneuburg. Hier feiern Gesellen und Lehrbuben den eben freigesprochenen Goldschmiedegesellen Friedel und vergnügen sich beim „Fasslrutsch’n“. Dennoch sind sie ein wenig verdrossen, seit Christian fort ist, denn sie wünschen sich, endlich wieder einen richtigen Meister in der Werkstatt zu haben. Beim Verlassen Wiens macht Christian hier einen kurzen Halt. Dann kommt auch Margarete mit Portschunkula hinzu, ebenso die beiden hungrig herumstreunenden Ritter. Bruder Ignatius, bei dem schon mancher guten Rat gefunden hat, merkt bald, wo der Grund für den Verdruss seiner heutigen Besucher liegt. Er besitzt einen wundersamen ‚Bonifazius-Stuhl‘, welcher jeden, der darauf sitzt, dazu bringt, die Wahrheit zu sagen. So erfährt er von Margarete und Christian, dass sie Liebe für einander empfinden. Nun soll dem Paar nichts mehr im Wege stehen, und in der Werkstatt gibt es schon bald neben einer Meisterin auch wieder einen Meister. Auch über Portschunkula und Gumpendorf erfährt Ignatius so einiges, und schon kann er den Ritter überreden, das Heiratsversprechen einuihalten, welches er Portschunkula gegeben hat. Und Jaromir von Greifenstein will jetzt wieder nach Nürnberg zurück zu seiner Braut, denn er hat von dem inzwischen eingetroffenen Grossvater Paradeiser erfahren, dass sie eine grosse Erbschaft gemacht hat. Deshalb liebt er sie nun wieder „von ganzem Herzen“.