1. Bezirk, Führichgasse 8
Im 1885/86 von Karl König erbauten späthistoristischen Eckhaus befand sich zu Beginn eine von Alfred Fürst Wrede betriebene Molkerei. Um die Jahrhundertwende verkaufte der Fürst seine Molkerei an den Eigentümer des Gutes „Tirolerhof“ in Perchtoldsdorf. Ab 1910 wird die Einrichtung als „Kaffee- und Milchwirtschaft“ aufgeführt. Ab 1918 war der Tirolerhof offiziell ein Kaffeehaus, betrieben von den Gebrüdern Kunz. Ein Kaffeehausführer von 1925 erwähnt das „Tirolerhof“ explizit als ein Kaffeehaus, das sich „besonders für Damen eignet“. Auch im frühen 20. Jahrhundert nämlich war die Institution Kaffeehaus noch immer vornehmlich eine Herrensache.
Im Jahre 1990 wurde das Kaffeehaus einer umsichtigen Generalüberholung unterzogen, der Innenraum sanft renoviert und weitgehend in seinen Ursprungszustand versetzt. Der schäbige Linoleumboden wich dem authentischen Parkettboden. Das Mobiliar wurde zwar komplett ersetzt, man blieb aber immerhin bei einer Thonet-Ausstattung. Seither erstrahlt das „Tirolerhof“ wieder in seinem elegant-zurückhaltenden Art-Déco-Stil mit orientalisierender Formensprache, aber ohne viel Schnickschnack. Besonders charakteristisch sind die geschwungenen Zackenbögen der Fenster und der Raumdurchlässe. 2002 erfuhr das Kaffeehaus abermals eine Innenrenovation.
Das Café Tirolerhof wartet mit der unüblichen Eigenschaft auf, an pulsierenden Touristenachsen zu liegen und dennoch nicht von „Auswärtigen“ überflutet zu sein. Der Grossteil der Gäste sind nach wie vor Einheimische, was sich auch auf die Karte auswirkt: Die Preise sind für ein Kaffeehaus des 1. Bezirks erstaunlich moderat. Eine feine Auswahl an Mehlspeisen und Wiener Küche sowie ein freundlicher Service machen das „Tirolerhof“ zu einem besonderen Kaffeehaustipp.