1. Bezirk, Stubenring 24
An der Ringstrasse beim ehemaligen Stubentor entstand 1902 und 1903 ein stattlicher Gründerzeitbau, in dessen Erdgeschoss der durch sportliche Erfolge zu einem namhaften Vermögen gekommenen Radrenneuropameister Maxime Lurion ein Kaffeehaus eröffnete – just am Weihnachtstag 1903. Das weitläufige Café Lurion war im opulenten Makart-Stil eingerichtet und zeichnete sich durch die Verwendung hochwertiger Materialien aus. Aufgrund technischer Innovationen zog das Café von Anfang an ein breites und interessiertes Publikum an.
Bereits ab 1905 trug das Kaffeehaus den Namen „Prückel“, benannt nach Wenzel Prückel (1838–1917), dem ersten Betreiber des Café Central, der das Lokal am Ring übernommen hatte. Ende der 1920er-Jahre wurde das Innere dem Zeitgeschmack entsprechend im Art-Déco-Stil umgestaltet. Nach dem Zweiten Weltkrieg unterzog man den gesamten vorderen Bereich des Cafés einer abermaligen gründlichen Umgestaltung – nun im Stil der 1950er-Jahre. Dieser Verlust ist aus heutiger Sicht zugleich ein Gewinn, da es sich beim seither kaum veränderten Interieur um ein besonders authentisches Wiener Beispiel einer Kaffeehaus-Einrichtung der 50er handelt: Tische, Stühle, Lampen und Bänke sind bis heute weitgehend im Originalzustand erhalten geblieben. Vor dem Café liegt ein grosszügiger Schanigarten, mit einer der ältesten und wohl grössten Sonnenmarkisen Wiens.
Das Café Prückel ist meist den ganzen Tag über sehr gut besucht und geschätzt für seine qualitätvollen Speisen und seine ausgezeichnete Kuchentheke. Das Publikum ist sehr vielfältig und reicht von Touristen über klassische Wiener Kaffeehausgänger, Studenten, Intellektuelle und Literaten bis hin zu kreativen Freigeistern und illustren Charakterköpfen.