Café Mozart

1. Bezirk, Albertinaplatz 2

planet-vienna, café mozart in wien

Auf dem Gelände des alten Bürgerspitals im Bereich zwischen der Kärntnerstrasse und dem Lobkowitzplatz entstand von 1783 bis 1790 nach den Reformen Kaiser Josephs II. das Bürgerspitalzinshaus, ein riesiger Gebäudekomplex mit 220 Wohnungen und einer Vielzahl an Geschäftslokalen. Im Gebäudeteil gegenüber dem späteren Palais Erzherzog Albrecht richtete im Jahre 1794 ein nicht näher definierter Herr Georg Pöhlein ein Kaffeehaus ein. In den folgenden drei Jahrzehnten werden die Herren Martin und Bäumel als weitere Besitzer genannt, ehe das Café um 1825 in den Besitz von Simon Corra überging. Um 1836 liess dieser sein Kaffeehaus generalüberholen, komplett neu einrichten und vor dem Lokal einen Kaffeehausgarten anlegen. Es dürfte diesseits des Donaukanals der erste seiner Art in Wien gewesen sein, schenkt man dem österreichischen Volkskundler Gustav Gugitz (1874-1964) Glauben.

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Diese neue Attraktion innerhalb der Stadtmauern stiess freilich auf grosses Interesse. Der Schriftstller Karl Johann Braun von Braunthal (1802-1866) beschreibt Corras Kaffeehausgarten mit folgenden Worten: Vor dem Kaffeehause stehen eine Reihe von Stühlen und Tischen, der Boden ist mit Brettern belegt, zeltartig schützt Leinwand vor Sonne und Regen, die Fenster sind mit Blumen besetzt, und selbst vor der Barriere, die, man möchte sagen, die Gäste vor den Vorübergehenden abschliesst, befinden sich ebenfalls die schönsten Erzeugnisse aus dem Reiche Florens, so dass man sich unwillkürlich, statt in einem Kaffeehause der Stadt, in den Pavillon eines Gärtchens versetzt glaubt. Kein Wunder, wenn dieses Lokal häufig besucht ist… Ferner profitierte der Cafétier stark von der Nähe zum damaligen Kärntnertortheater. Illustre Gäste fanden den Weg in sein Kaffeehaus im ehemaligen Bürgerspital.

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Im Jahre 1840 übernahm ein gewisser Katzmayer das Corra’sche Kaffeehaus. Unter ihm wurde es zum Treffpunkt geistiger Grössen. Nachdem das Bürgerspitalzinshaus 1873 an die Allgemeine Österreichische Baugesellschaft verkauft worden war, wurde der gesamte Gebäudekomplex abgetragen. Dies einerseits, weil ein neues Strassenkonzept umgesetzt werden sollte, andererseits versprach man sich von Neubauten höhere Zinseinnahmen. Das Café Katzmayer verschwand im Zuge dessen aus dem Stadtbild – vorübergehend: Die freigewordene Fläche wurde mit gründerzeitlichen Mietshäusern bebaut. In demjenigen direkt hinter der Oper, wo wenig später das Hotel Sacher beheimatet sein sollte, eröffnete das Café Katzmayer neu. Die Besitzerfamilie Stockinger verkaufte es 1929 an den jüdischen Cafétier Oskar Hornik. Dieser benannte das Café nach dem um 1896 auf dem Platz davor aufgestellten Mozart-Denkmal um, welches seit 1953 im Burggarten steht.

Nach dem Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland im Jahre 1938 war Hornik gezwungen, sein Kaffeehaus weit unter Wert zu verkaufen. Es wurde „arisiert“. Als es ihm nach Kriegsende wieder zurückgegeben worden war, gestaltete sich der Betrieb sehr schwer. Um Gäste zur Einkehr zu animieren, liess Hornik arbeitslose Statisten für ein kleines Entgelt sich an die Fenster setzen, um den Eindruck zu erwecken, das Café laufe gut. Doch fanden sich eher dubiose Gestalten anstatt solvente Kaffeehausgänger ein.

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Der Schriftsteller Graham Greene siedelte einige Szenen in seinem Nachkriegs-Welterfolg „Der dritte Mann“ im Garten des Café Mozart an. Anton Karas‘ Café-Mozart-Walzer ist ein klingendes zeugnis davon. Mit dem Wiederaufbau Wiens brachen auch für Familie Hornik und das Café Mozart endlich wieder bessere Zeiten an. Die Übernahme des Kaffeehauses durch einen Japanischen Konzern im Jahre 1985 stand unter einem schlechten Stern: Das Konzept eines Nobelcafés bewährte sich nicht. Erst nach der Übernahme durch die bekannte Wiener Kaffeesiederfamilie Querfeld im Jahre 1993 konnte das Café Mozart wieder an seinem vorigen Erfolg anknüpfen. Bis heute ist das Kaffeehaus Teil des Querfeld-Imperiums.

Die Einrichtung des Café Mozart ist eine gründerzeitlich-stilvolle Replik, das Angebot klassisch wienerisch und die Süssspeisen-Theke unerschöpflich und hinsichtlich Qualität exzellent. Die zentrale Lage und natürlich eine intensive touristische Vermarktung tragen den grossen Erfolg des Café Mozart. Entprechend „unwienerisch“ ist das Publikum. Besucherscharen aus aller Welt drängen sich durch die Tür oder ringen um einen Platz im Schani-Garten.