Akademie der Wissenschaften

1. Bezirk, Dr. Ignaz Seipel-Platz 2

planet-vienna, die akademie der wissenschaften in wien

In den Jahren 1753 bis 1755 wurde das spätbarocke Gebäude am Dr. Ignaz Seipel Platz nach Plänen des lothringischen Architekten Jean Nicolas Jadot de Ville-Issey errichtet. Die ausführenden Baumeister waren Johann Enzendorfer, Johann Adam Münzer und Daniel Christoph Dietrich. Die Eröffnung erfolgte am 10. April 1756 durch Kaiser Franz I. Stephan und Kaiserin Maria Theresia. Das Bauwerk gehörte der damals benachbarten Universität an, welche im Jesuitenkolleg untergebracht war, und beherbergte in der oberen Etage die Räumlichkeiten der Akademie der bildenden Künste, welche im folgenden Jahrhundert in ein neues von Theophil Hansen erbautes Gebäude (Link) am Schillerplatz umsiedelte. Im Jahre 1857 wurde das Gebäude der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, welche 1847 von Kaiser Ferdinand I. gegründet worden war, zur Verfügung gestellt. Zu der Zeit fanden im grossen Festsaal Konzerte statt, an denen einige Uraufführungen bedeutender Werke erfolgten.

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Das prächtige Bauwerk dominiert neben der barocken Doppelturmfassade der Jesuitenkirche den geschlossenen Platz. Die reich geschmückte Fassade umfasst mehrere Elemente, welche auf die Monarchie hinweisen: Über der Attika ist eine prunkvolle Kartusche mit dem Doppelwappen des Kaiserreiches angebracht, im Winkel des rechten Giebels das Wappen Neu-Österreichs (Niederösterreich), an der Seite gegen die Sonnenfelsgasse das Wappen Böhmens und auf der Seite gegen die Bäckerstrasse dasjenige Ungarns. Auf den Giebeln thronen je zwei Genien, welche die vier Fakultäten der Universität darstellen und wahrscheinlich von Joseph Lenzbauer stammen. Über den äusseren Fenstern im ersten Stock sind Adler mit Trophäen angebracht, und in der Attikazone des zurückversetzten Haupttraktes prangen sechs Kinderfiguren. Eine Inschrift an der Fassade deutet auf die Entstehung des Gebäudes hin: FRANCISCUS I. MARIA THERESIA AUGG: SCIENTIIS ET ARTIB: RESTITUT: POSUERUNT MDCCLIIII („Die Kaiser Franz I. und Maria Theresia errichteten mich für die erneuerten Wissenschaften und Künste 1754“).

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Bereits die grosse Eingangshalle beeindruckt durch Stuckwerk und zahlreiche doppelte und dreifache Rundsäulen aus Marmor. Beidseitig führt eine Stiege in die oberen Etagen. Im Johannessaal befindet sich ein grosses Deckenfresko vom berühmten Maler Franz Anton Maulbertsch, welches die Taufe Christi zeigt. Ein weiterer Teil der Decke ist eine Scheinkuppel, deren Erschaffer heute nicht mit Sicherheit genannt werden kann, doch vermutet man dahinter Vinzenz Fischer. Das sogenannten Museumszimmer im oberen Stockwerk diente ursprünglich als Ratssaal der Akademie und weist das Fragment eines weiteren Deckengemäldes von Maulbertsch auf, welches aus dem Jahre 1759 stammt und gut erhalten ist. Es zeigt den Triumph der Künste durch die Unterstützung des Kaiserpaares.

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Der beeindruckendste Raum des Gebäudes ist der grosse Festsaal mit einem atemberaubenden Deckengemälde von Gregorio Guglielmi und Domenico Francia aus dem Jahre 1755 und vier Skulpturengruppen von Johann Gabriel Müller. Diese stellen die vier herrscherlichen Tugenden dar: Liberalitas (Freigiebigkeit), Fides und Constantia (Glaube und Standhaftigkeit), Iustitia und Sapientia (Gerechtigkeit und Weisheit), Prudentia und Vigilantia (Klugheit und Wachsamkeit). Das Fresko nimmt die gesamte Decke ein und zeigt die vier Fakultäten der Akademie (Theologie, Philosophie, Rechtswissenschaft, Medizin) und in der Mitte die Verherrlichung (Apotheose) des Kaiserpaares, welches die Wissenschaften fördert (Medaillon mit dem Bildnis des Paares im Zentrum des Gemäldes vom Gott Chronos im Sonnenlicht getragen). In den Ecken sind die Personifikationen der vier damals bekannten Erdteile Europa, Afrika, Amerika und Asien mit ihren vier Hauptströmen Donau, Nil, Rio de la Plata und Ganges gemalt. Das Gesims unter dem Fresko säumen Puttenpaare. Im Jahre 1961 stürzte bei einem Brand die Decke ein, wobei die plastisch reich verzierten Wände glücklicherweise weitgehend unbeschädigt blieben. Der Raum konnte in den folgenden Jahren erfolgreich restauriert und das Deckengemälde originalgetreu rekonstruiert werden.


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Gemälde von Canaletto um 1760