Wilhelmsdorfer Kapelle

5. Bezirk, Rauchgasse 5

planet-vienna, die wilhelmsdorfer kapelle an der rauchgasse in meidling

1827 entstand an der Stelle der heutigen Rauchgasse 5 eine kleine freistehende Betkapelle mit Dachreiter, um den hiesigen Bewohnern den täglichen Gang zur Meidlinger Pfarrkirche zu ersparen. Grundherrschaft war das Stift Klosterneuburg, die Kapellenweihe am 4. Oktober wurde von Stiftspropst Gaudenz Dunkler vorgenommen. Im Volksmund war das kleine Gotteshaus als „Kapelle am Dörfel“ bekannt. „Dörfel“ bezog sich auf die spätere Siedlung Wilhelmsdorf, die bis 1846 zu Untermeidling gehört hatte, ehe sie eine eigene Gemeinde wurde. Der nunmehr offizielle Siedlungsname wiederum geht auf den Klosterneuburger Probst Wilhelm Sedlaczek (1793-1853) zurück, welcher seinen Segen zur Bildung der Gemeinde gegeben hatte. Rund 40 Häuser existierten damals in Wilhelmsdorf, und einige Ziegeleibetriebe hatten sich hier etabliert. Die Dörfel- wie auch die Wilhelmstrasse (ehemals Breitenfurter Strasse) erinnern an das alte Wilhelmsdorf, welches als solches nur bis 1850 existierte und heute zu den am dichtesten besiedelten Bezirksteilen Meidlings gehört.

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1847 wurde das noch immer bestehende Wohnhaus an eingangs genannter Adresse errichtet. Die Kapelle wurde weder abgerissen noch versetzt, sondern in den Bau integriert. Somit verschwand die dem heiligen Johannes Nepomuk geweihte Biedermeierkapelle faktisch aus dem Siedlungsbild. Der Bombenhagel vom 11. Oktober 1944 zerstörte weite Teile Meidlings, auch das Haus mit der Kapelle wurde stark in Mitleidenschaft gezogen. Es dauerte fünf Jahre, bis die Wiederherstellungearbeiten angegangen werden konnten. Der Eigentümer des Wohnhauses, ein gewisser Anton Burda, zeichnete für die Baumeisterarbeiten verantwortlich. Die Kapelle wurde danach unter Denkmalschutz gestellt.

Wenn man es nicht weiss, würde man heute kaum auf die Wilhelmsdorfer Kapelle aufmerksam: Sie liegt hinter der vergitterten Glastür links vom Hauseingang. Nur ein kleines gleichschenkliges Kreuz über dem Türbogen verweist auf den kleinen geweihten Raum dahinter. In der Kapelle mit Ewiglicht-Ampel steht ein Sarkophagaltar mit einem Tabernakel und Säulenadikula aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Im Lauf der Zeit sind diverse Devotionalien wie Votivbilder sowie Kleinplastiken hinzugekommen. An der linken Wand hängt ein grosses Kruzifix.


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