Wehrmann in Eisen

1. Bezirk, Felderstrasse 6–8

planet-vienna, der wehrmann im eisen

Unter so genannten „Kriegsnagelungen“ verstand man während des Ersten Weltkriegs vor allem in Österreich-Ungarn sowie im Deutschen Kaiserreich besondere gemeinnützige Spendenaktionen. Für einen Obulus konnte ein eiserner Nagel in ein eigens dafür aufgestelltes hölzernes Objekt geschlagen werden. Diese Aktionen lehnten sich an den bekannten Wiener „Stock-im-Eisen“ am heutigen Palais Equitable an, ein „Nagelbaum“ aus dem 16. Jahrhundert, dessen Nagelbeschlagung vermutlich auf einen alten Brauch zurückgeht.

planet-vienna, der wehrmann im eisen

Ein eindrückliches Wiener Beispiel einer solchen Kriegsnagelung aus der Zeit des Ersten Weltkrieges steht heute in der Arkade des Hauses Felderstrasse 6–8. Es ist ein übermannshoher Ritter in mittelalterlicher Vollmontur auf einem Sockel. Der Imupls zur Aktion hatte Theodor Graf Hartig, Korvettenkapitän bei der Österreichischen Marine, gegeben. Bildhauer Josef Müllner fertigte 1914 den hölzernen Ritter an. Am 6. März 1915 wurde die Figur auf dem Schwarzenbergplatz aufgestellt und veblieb dort für vier Jahre. Rund eine halbe Million Nägel dürften in dieser Zeitspanne eingeschlagen worden sein – von Vertretern des Kaiserhauses, von Botschaftern und anderen Prominenten sowie von Privstpersonen. Der Spendenzweck war vor allem die Unterstützung von Kriegswitwen und -waisen.

Vom Depot ins Mueseum

planet-vienna, der wehrmann im eisen

Noch während des Krieges zog man in Betracht, den „Wehrmann in Eisen“ in einer eigens für ihn geschaffenen Arkadennische an der Ecke Felder-/Rathausstrasse aufzustellen. Der vorgesehene Aufstellungsort wurde zwar angelegt, doch zur Platzierung der Figur an diesem Bestimmungsort kam es nicht mehr wie geplant. Die Statue wurde zunächst ins Depot der Stadt Wien verbracht und kam später in ein Regimentsmuseum. Als 1934 das Burgtor in eine Gedenkstätte für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges umgewandelt und das dafür nötige Geld aufgebracht werden sollte, holte man den Wehrmann wieder an die Öffentlichkeit. Weil er jedoch voll beschlagen war und keine weiteren Nägel mehr aufnehmen konnte, erhielt er einen kubischen Sockel, welcher nun für die weitere Benagelung vorgesehen war. Der Wehrmann in Eisen kam erneut auf dem Schwarzenbergplatz zu stehen.

Im September selben Jahres konnte die neue Gedenkstätte feierlich eingeweiht und die Nagel-Spendenaktion beendet werden. Der stattliche Wehrmann erhielt nun endlich seinen ursprünglich vorgesehenen Platz in der Nische gegenüber vom Rathaus. Auf einer Platte über der Nische ist ein Zitat des Dichters Ottokar Kernstock zu lesen:

„Der Wehrmann Wiens gemahne an die Zeit,
Da unerschöpflich wie des Krieges Leid
Die Liebe war und die Barmherzigkeit!