Operette in drei Akten von Johann Strauss Sohn
Erster Akt
Im Inneren einer Mühle irgendwo in der Sächsischen Provinz kurz vor der Jahrhundertwende. Die Försterlehrlinge haben mit der Sängerin Pauline und deren Freundinnen einen Jagdausflug unternommen. Von einem Regenguss überrascht, haben sie in der Mühle Zuflucht gesucht und vom Oberknecht Martin gegen Bezahlung trockene Kleidung der Müllersburschen und Mägde erhalten. Ähnlich ist es Professor Müller ergangen, der sich um eine Stelle bei der Forstakademie beworben hat und im Wald durch die Botanik streifte.
Der Professor findet Gefallen an der reizenden Jeanne, Paulines Gesellschafterin. Er macht Fotos von ihr, denn stets pflegt er, seine Kamera auf sich zu tragen. Vom Knecht erhält der durchnässte Professor die Arbeitskleidung des Müllers, der im oberen Stock gerade seinen Rausch ausschläft. Die Müllerin indes ist in die Stadt gefahren und sollte erst am Abend zurück sein. Der gestrenge Obersthofrat Tymoleon von Gerius ist den Försterlehrlingen jedoch gefolgt, denn er hatte ihnen den Ausritt nicht gestattet und will sie zur Rede stellen. Pauline aber – im Gewande der Müllerin – rettet die jungen Leute, indem sie kokett um Tymoleon scharwenzelt und ihn zum Kuss verleitet.
Professor Müller hält dies mit seiner Kamera fest, und die Lehrlinge nutzen die Gelegenheit, ihren Vorgesetzten in dieser verfänglichen Situation zu überraschen. Tymoleon ist peinlich berührt. Denn er hat den Ruf, sehr sittenstreng und tugendhaft zu sein. Er ist nämlich mit der hübschen Freda verlobt, der Tochter des reichen Amtshauptmanns Heffele, der als genauso sittenstreng gilt. So sieht Tymoleon also über den Ungehorsam hinweg. Den Professor hält er für den Waldmüller persönlich.
Zweiter Akt
Erste Szene: Auf der Veranda von Paulines Landhaus. Hauptmann Heffele trifft ein, begleitet von Stadtschultheiss Danner. Sie wollen Pauline eröffnen, dass sie und ihre Freundinnen sich künftig nicht mehr so freizügig benehmen dürfen. In der Stadt herrsche Sitte und Ordnung, und da seien auch ihre tiefen Dekolletees nicht geduldet. Die beiden Männer betrachten Pauline zwar nicht ohne Verzücken, denn sie trägt ein leichtes Tenniskostüm. Aber dennoch drohen sie ihr mit Arrest, wenn sie keine Folge leiste. Pauline entschliesst sich, mit den Försterlehrlingen gemeinsame Sache zu machen und sich zu rächen. Die jungen Leute sind am Abend nämlich beim Hauptmann zu Fredas Verlobung mit Tymoleon eingeladen.
Zweite Szene: Im Salon bei Hauptmann Heffele. Seit dessen Frau neulich ein durch Tinte schwarz gefärbter Bund Waldmeister in die Hände gefallen ist, glaubt sie, eine neue Pflanzenspezies, nämlich schwarzen Waldmeister, gefunden zu haben. Sie hat deswegen auch Professor Müller eingeladen, der als Fachkundiger ihre vermeintliche Neuentdeckung bestätigen soll. Müller wird aber zufällig Zeuge, wie Hauptmann Heffele und der Diener Sebastian gerade mit Tinte Waldmeister einfärben. Der Professor verspricht aber, das Geheimnis nicht zu verraten. Im Gegenzug befreit ihn Heffele von der „Pflicht“, den Lindenblütentee trinken zu müssen, den Frau Hauptmann allen Gästen als „gesündestes Getränk“ anbietet. Denn sie hat bereits eine grosse Schüssel davon zubereitet und hingestellt. Vielmehr verrät Heffele dem Professor, wo er den feinen Moselwein versteckt hat.
Indes gefällt Freda die Verlobung mit Tymoleon gar nicht. Sie ist in den Försterlehrling Botho von Wendt verliebt. Dieser ist mit Freunden erschienen und bringt einen grossen Waldmeisterstrauss dar. Er redet mit Freda, um sich deren Liebe zu versichern. Tymoleon will dazwischen gehen, aber just in dem Moment erscheint Pauline, noch immer in der Kleidung der Müllerin. Sie wirft sich Tymoleon um den Hals und erzählt ihm, der Müller habe sie geschlagen, weil sie vom Hofrat einen Kuss bekommen habe. Sie wolle sich nun scheiden lassen und ihn, Tymoleon, ehelichen. Dieser ist in grosser Verlegenheit und heisst den Professor, Pauline als seine Gemahlin vorzustellen. Müller hat unterdessen den Zuber mit dem Lindenblütentee ausgeschüttet und ihn mit Moselwein gefüllt.
Fredas Waldmeisterstrauss hinzu – et voilà: Aus der Schüssel Lindenblütentee ist eine Waldmeisterbowle geworden, die es in sich hat. Malvine schenkt den Gästen den „Tee“ ein. Diese trinken und können davon nicht genug kriegen. Die Stimmung ist bald sehr ausgelassen, und so entgeht Tymoleon seiner Entdeckung. Er merkt noch immer nicht, dass die Müllerin in Wahrheit Pauline ist.
Dritter Akt
Im Gartenzimmer von Heffeles Haus. Am folgenden Morgen sind alle noch immer in bester Stimmung. Tymoleon hat freudig entdeckt, dass der Professor Müller gar nicht der Waldmüller und Pauline nicht die Müllerin, sondern die beliebte Sängerin ist. Tymoleon gibt Müller die Stelle an der Forstakademie und verzichtet auf Freda, da diese ja Botho von Wendt liebt. Tymoleon will jetzt um Pauline werben, die ebenfalls mit ihm liebäugelt. Professor Müller hat dafür Aussichten auf die liebliche Jeanne. Herr und Frau Hauptmann Heffele geben ihre Tochter Freda für Botho frei, da Tymoleon ja den Verzicht bekannt gegeben hat.
Frau Heffele indes hat allmählich die Vermutung, dass mit ihrer vermeintlich neuen Spezies des schwärzten Waldmeisters etwas nicht stimmt. Müller zeigt ihr die Fotografie, die er von den Färbern gemacht hat. Und jetzt ist auch klar: Es gibt keinen schwarzen Waldmeister. Und in der Schüssel am Vorabend war auch kein Lindenblütentee. Es war echter Waldmeister.