1. Bezirk, Volksgarten

Er markiert das Zentrum des Volksgartens: Der spätklassizistische Theseustempel, erbaut von 1819 bis 1823 von Hofbaumeister Peter von Nobile im Rahme der Neugestaltung des Parks. Von ihm stammt auch das Burgtor am Heldenplatz. Dem Theseion in Athen nachempfunden, hat Nobile den Tempel im Volksgarten eigens für die zeitgenössische Figurengruppe „Theseus besiegt den Kentauren“ von Antonio Canova geschaffen. Nobile hatte unter anderen bei Canova Unterricht erhalten. Letzterer wirkte am Bau des Theseustempel mit. Die Skulptur stand hier fast sieben Jahrzehnte. 1891 wurde sie ins neu erbaute Kunsthistorische Museum gebracht, wo sie seither auf dem Mezzaninpodest der Hauptstiege steht.

Der Tempel ist rund 25 Meter lang und 14 Meter breit. Die Höhe vom Grund zum Dachfirst beträgt 10,5 Meter. Der Innenraum wird von einem Tonnengewölbe überspannt. In dessen Mitte lässt ein Durchbruch Licht ins Innere dringen. Der Tempel ist katakomben- respektive kryptaartig unterkellert. Denn da der Tempel im Bereich des ehemaligen Stadtgrabens steht, mussten beim Bau die Grundmauern entsprechend tief angelegt werden. Doch anstatt den entstandenen Hohlraum im Erdreich einfach aufzufüllen, entschied Peter Nobile, ihn mit einem kassettierten Tonnengewölbe zu überspannen und über einen Korridor zu erschliessen, dessen Eingang sich in einem kleinen Nebengebäude befand.
Ausgestaltet wurden Halle und Gänge mit kleineren römischen Relikten aus den kaiserlichen Sammlungen. Ohnehin wurden die Räume unter dem Tempelboden für Ausstellungen von Antiken genutzt und waren für die Öffentlichkeit zugänglich. Es zeigte sich jedoch, dass die ungünstigen klimatischen Verhältnisse den Exponaten nicht zuträglich waren, weshalb man die Unterräume 1841 zusperrte. Heute hat kaum jemand Kenntnis von deren Existenz.
Von 2008 bis 2010 ist das reichlich verwitterte Gebäude umfassend restauriert worden. Seither erstrahlt es in seinem ursprünglichen Weiss. Seit 2012 finden im Innenraum kostenlos zu besichtigende Wechselausstellungen statt, vom Kunsthistorischen Museum organisiert. Vor dem Tempel steht die Bronzefigur „Sieger“, ein nackter jugendlicher Athlet nach antikem Vorbild. Die Statue stammt vom Wiener Bildhauer Joseph Müller, erschaffen 1923.


