9. Bezirk, Ostarrichi-Park
1918 wurde die Österreichische Republik gegründet. Anlässlich des 100. Jahrestages 2018 hat sich die Regierung intensiv mit seiner jüngeren Vergangenheit auseinandergesetzt und über die vergangenen Jahrzehnte reflektiert. Dabei stand die Zeit des NS-Regimes als eines der Themen im Fokus. Schliesslich wurde das jahrelange Bestreben Kurt Yakov Tutters (*1930) aufgegriffen, ein Andenken an die rund 66’000 ermordeten österreichischen Jüdinnen und Juden zu errichten. Tutter selbst ist ein Überlebender der Judenverfolgung – ihm gelang rechtzeitig die Flucht. Seine Eltern hingegen wurden nach Auschwitz deportiert und ermordet.
Tutter vertrat die Ansicht, dass das Holocaust-Mahnmal von Rachel Witheread am Judenplatz zuwenig repräsentativ sei für das Leid, welches den Betroffenen im Zweiten Weltkrieg zugefügt worden ist. Tutter schlug vor, zwei Meter hohe Granitmauern aufstellen zu lassen, in deren Oberfläche die Namen sämtlicher jüdischer NS-Opfer Österreichs eingraviert sind. Anno 2000 gründete Tutter den Verein Gedenkstätte Namensmauern und verfolgte die Errichtung einer adäquaten Gedenkstätte.
Als möglicher Standort wurde der ehemalige Aspangbahnhof in Betracht gezogen. Doch schied dieser aus, nachdem 2017 die neue Gedenkstätte Aspangbahnhof errichtet worden war. Anlässlich 100 Jahre Republik entschied sich die Regierung schliesslich für den Ostarrichi-Park vor dem Nationalbankgebäude als Standort für Tutters Vorschlag. Auf einer grossen ovalförmigen Fläche reihen sich 180 hochrechteckige Mauerelemente aus Granit aneinander. Sie tragen die fast 66’000 Namen der im Holocaust ermordeten österreichischen Jüdinnen und Juden. Am 9. November 2021 konnte die eindrückliche Gedenkstätte eingeweiht werden. Ihre volle, offizielle Bezeichnung lautet „Gedenkstätte für die in der Shoa ermordeten Jüdischen Kinder, Frauen und Männer aus Österreich“.