12. Bezirk, Hetzendorfer Strasse 79
Im Jahr 1694 beauftragte Graf Thun den Wiener Architekten Johann Bernhard Fischer von Erlach mit dem Bau eines Jagdschlosses unweit von Schloss Schönbrunn. Ursprünglich wurde das Anwesen „Thunhof“ genannt. 1712 erfuhr das Gebäude eine erste Umgestaltung durch Lucas von Hildebrandt. In den folgenden sieben Jahren führten Anton Ospel und Antonio Beduzzi weitere umfangreiche Umbauarbeiten durch. So entstand eine repräsentative barocke Schlossanlage mit einem weitläufigen Garten, der später regelmässig Schauplatz der beliebten „illuminierten Sommernachtsfeste“ der Schönbrunner Gesellschaft war.
Nachdem Maria Theresia den „Thunhof“ 1742 erworben hatte, liess sie das Schloss von ihrem Hofarchitekten Nicolo Pacassi um zwei Seitenflügel und eine Kapelle erweitern. In den darauffolgenden Jahren wirkten zahlreiche renommierte Stukkateure und Maler an der Verschönerung des Schlosses mit. Kaiser Joseph II. zog sich in seinen letzten Lebensjahren oft in Schloss Hetzendorf zurück. Ab 1912 residierte Kaiserin Zita mit ihrer Familie im Schloss. Heute beherbergt es die renommierte Modeschule der Stadt Wien. Der ursprüngliche Barockgarten wurde in einen englischen Landschaftsgarten umgestaltet und ist heute nicht mehr so weitläufig wie in seiner Entstehungszeit.
Besondere kunsthistorische Bedeutung kommt den Prunkräumen in der ersten Etage zu, allen voran dem Grossen Saal und dem Chinesischen Kabinett. Diese wurden von Antonio Beduzzi und Carlo Carlone meisterhaft gestaltet. Das Chinesische Kabinett, das Mitte des 18. Jahrhunderts zu den privaten Räumen Maria Theresias gehörte, zeichnet sich durch eine reiche Ausstattung mit kunstvollen Schnitzereien aus Speckstein sowie aufwendigen Rosenholzvertäfelungen aus. Diese einzigartige Gestaltung macht es zu einem der wertvollsten Räume des Schlosses.