Rudolf Kattnigg wurde am 9. April 1895 im kärntnerischen Treffen geboren. Er studierte Komposition bei Joseph Marx als dessen Meisterschüler. 1921 wurde er Professor an der Wiener Staatsakademie, 1928 übernahm er die Leitung des Konservatoriums in Innsbruck und dirigierte das dortige Sinfonieorchester. Kattnigg wirkte abwechselnd in Wien, Innsbruck und Zürich.
1933 trat er der NSDAP bei. Aufgrund dessen wurde er im Folgejahr vom Innsbrucker Musikverein ausgeschlossen. Via NS-Reichsmusikkammer erhielt er in Berlin eine Stelle als Pianist beim Reichsrundfunk. Nebenher komponierte Kattnigg fleissig. Nach dem Anschluss Österreichs ans nationalsozialistische Deutschland verlegte Kattnig seinen Wohnsitz nach Wien, dirigierte das Staatsopernorchester sowie die Wiener Symphoniker und schreib weiter Musik und diverse Bühnenwerke.
Nach Kriegsende legte Kattnigg einen radikalen Gesinnungswandel an den Tag und mimte den vehementen Regimegegner. Er sei stets gegen jegliche Nazi-Propaganda und und -Ideologien gewesen. Diese Behauptungen standen allerdings im krassen Gegensatz zur Tatsache, dass Rudolf Kattnigg 1939 von der NSDAP-Ortsgruppenleitung Grinzing als „stets aufrechter Nationalsozialist von einwandfreier Gesinnung“ gewürdigt worden war.
Neben Operetten komponierte Kattnigg auch Ballette, Symphonien, Orchester- und Chorwerke sowie Filmmusik. Zudem schuf er eine Bearbeitung von Carl Zellers weitgehend vergessener Operette „Die Rose vom Wörthersee“. Kattnigs Musik der Sparte leichte Unterhaltung ist stark geprägt von den Volksweisen seiner Heimat sowie von südländischem Flair. Letzteres schlägt sich besonders in seiner Operette „Balkanliebe“ nieder, aus der sein bekanntestes Lied stammt: „Leise erklingen Glocken vom Campanile“. Kattnigg galt ein Meister der hohen Satzkunst und der Instrumentation.
Am 2. September 1955 verstarb er in seiner Heimatstadt Klagenfurt. An der Aussenwand der Pfarrkirche in Treffen erinnert eine Inschrift mit bronzener Totenmaske an den Tonkünstler.