Produktenbörse

2. Bezirk, Taborstrasse 10

planet-vienna, die ehemalige produktenboerse an der taborstrasse

An der Taborstrasse – zwischen Donaukanal und Klosterkirche der Barmherzigen Brüder – fällt eine breite, prachtvoll und aufwendig gestaltete Fassade ins Auge. Diese späthistoristische Schaufront gehört zu den herausragendsten Beispielen des Neobarock in Wien. Der Monumentalbau dahinter nimmt die gesamte Parzelle bis zur Grossen Mohrengasse ein und ist in den Jahren 1887 bis 1890 vom Architekten Karl König für den Handel mit landwirtschaftlichen Produkten erbaut worden.

planet-vienna, die ehemalige produktenboerse an der taborstrasse

Die sogenannte Wiener Produktenbörse hatte ihren vorigen Standort unweit des Neubaus, da jedoch der Handel mit Getreide, Früchten und Mehl in den vergangenen Jahrzehnten stark angestiegen war, war die Errichtung eines eigenen Börsengebäudes für landwirtschaftliche Erzeugnisse dringend angezeigt. Die neue Produktenbörse blieb bis zum Ersten Weltkrieg Österreich-Ungarns wichtigster Umschlagplatz seiner Art. In der Zwischenkriegszeit wurde der vorübergehend eingestellte Handel wieder aufgenommen. Nach dem Anschluss Österreichs an Nazideutschland jedoch wurde die Börse geschlossen.

Kriegsschäden am Gebäude im Zweiten Weltkrieg wurden in den Jahren nach Kriegsende behoben und das Börsengebäude wieder in Betrieb genommen. Seine Bedeutung war allerdings nicht mehr dieselbe wie zuvor, zumal aufgrund des neuen Marktordnungsgesetzes die Preise für die Handelsware nicht mehr über den Börsenmarkt bestimmt wurden. Schliesslich verlor das Gebäude seine Funktion vollumfänglich. In den 1980er-Jahren übernahm das Odeontheater den grossen Börsensaal und funktionierte ihn zur Bühne um.

planet-vienna, die ehemalige produktenboerse an der taborstrasse

Die monumentale, ausserordentlich reich mit floralem Stuckdekor und Karyatiden gestaltete Hauptfassade wird durch eine korinthische Säulenordnung gegliedert. Über dem abschliessenden Gebälk mit Zahnfries erhebt sich eine breite Attika mit Figurengruppe, welche die Göttin Kybele mit einem Löwengespann zeigt. Geschaffen hat sie der Bildhauer Theodor Friedl.

Hinter dem Eingang liegt eine Vorhalle mit gewölbter Decke und ein repräsentatives Pfeilervestibül. Der ehemalige, aufwendig ausstuckierte Börsensaal und heutiger Theatersaal hat eine basilikale Grundform mit korinthischer Kolonnade. Die Decke des Obergardens ist kassetiert mit Neorenaissance-Formen.